In Kürze wird sich zeigen, ob Tesla seine Absatzschwäche mit dem Facelift des Model Y überwindet. Noch in diesem Monat soll das überarbeitete Modell in Deutschland auf den Markt kommen. Derzeit sieht es für den US-amerikanischen Elektroauto-Pionier schlecht aus. Verkaufszahlen, Marktanteile und Kaufbereitschaft zeigen alle in eine Richtung: nach unten.
Immer weniger Deutsche ziehen beim Autokauf einen Tesla in Betracht, wie aktuelle Zahlen des dänischen Marktforschers Caliber zeigen, die dem "Handelsblatt" vorliegen. Die hiesige Begeisterung für Elon Musks E-Autos lässt demnach bereits seit dem Sommer nach, als der Firmenchef seine Unterstützung von Donald Trump öffentlich machte.
Im August kam beim Autokauf ein Tesla laut dem Bericht noch für 31 Prozent der Deutschen infrage. Beim Amtsantritt Trumps als US-Präsident im Januar war das nur noch bei 16 Prozent der Kunden der Fall. Im Februar lag der Wert bei 20 Prozent. "Die Korrelation zum Verhalten von Musk ist nicht zu übersehen", wird der Chef von Caliber, Shahar Silbershatz, zitiert.
Von der Symbolfigur zum "Belastungsfaktor"
Musks politisches Engagement als Trump-Berater und Kostensenker der US-Regierung sowie seine Unterstützung Rechtsextremer polarisieren. "Musk ist von einer positiven Symbolfigur zu einem Belastungsfaktor für Tesla geworden", sagt Branchenexperte Stefan Bratzel auf ntv.de-Anfrage. "Die politischen Aktivitäten von Musk schaden Tesla massiv. Neben der Kaufzurückhaltung leidet das Image der Marke unter Musk erheblich", so der Leiter des Center of Automotive Management an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach.
Im Jahr 2022 war Tesla noch der Platzhirsch auf dem deutschen E-Automarkt. Im vergangenen Jahr rutschte die Marke dann mit 9,9 Prozent Marktanteil bereits vom zweiten auf den dritten Platz. Kein Hersteller büßte bei E-Autos in Deutschland so stark ein wie Tesla. Danach ging es weiter bergab. Im Januar wurden knapp 60 Prozent weniger Teslas neu zugelassen als im Vorjahresmonat. Der Marktanteil sackte auf 3,7 Prozent ab.
Ende Dezember hatte Musk sich auch in die deutsche Politik eingemischt und zum ersten Mal eine Wahlempfehlung für die AfD ausgesprochen. Im Januar unterhielt er sich mehr als eine Stunde lang auf seiner Plattform X mit Parteichefin Alice Weidel. Im Februar brachen die Verkäufe hierzulande gar um drei Viertel ein, während E-Autos insgesamt zulegten. Teslas Marktanteil lag nur noch bei 4 Prozent. Im Vorjahresmonat hatte der Anteil an den in Deutschland neu zugelassenen E-Autos noch 22 Prozent betragen. Im Januar 2024 waren es 14 Prozent, der Höhepunkt im September 2022 lag bei 30,9 Prozent.
Bringt das erneuerte Model Y die Kehrtwende?
Allerdings könnte ein entscheidender Grund für die aktuellen Absatzprobleme auch das Warten auf das erneuerte Model Y sein. Tesla hat in den vergangenen Jahren an Innovationsstärke verloren. "Die Produktpalette ist relativ alt", so Bratzel. Mit dem überarbeiteten Modell erwarten Branchenexperten daher wieder bessere Verkaufszahlen. Darauf verweist auch Frank Schwope, der an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover Automobilwirtschaft lehrt, gegenüber ntv.de. Das Model Y Juniper "könnte die Absatzzahlen wieder steigen lassen".
Auch Markensoziologe Oliver Errichiello führt den Verkaufsrückgang vor allem auf Teslas Probleme bei der Leistung zurück. Die sei beim Autokauf entscheidend für die Kunden. "Menschen kaufen keine Haltungen", hatte der Professor für Markensoziologie an der Hochschule Mittweida ntv.de erklärt. Tesla hat in seinen Augen kein gesellschaftliches Problem, sondern ein technisches. Die Leistung der Autos sei jahrelang nicht gepflegt worden, Ankündigungen wie das vollautomatisierte Fahren seien nicht eingehalten worden. "Die Marke muss jetzt wieder Innovation zeigen."
Musk schadet seiner Marke nach Errichiellos Einschätzung nicht auf lange Sicht. Für den US-E-Autobauer kommt es nun auf die kommenden Monate an.
Quelle: ntv.de
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