Ägypten hat Sicherheitskreisen zufolge Israel und der Hamas einen neuen Vorschlag zur Wiederherstellung der Waffenruhe im Gazastreifen unterbreitet. Der bereits vorige Woche vorgelegte Vorschlag sehe vor, dass die radikal-islamische Palästinenser-Organisation jede Woche fünf israelische Geiseln freilässt, verlautete aus den Sicherheitskreisen. Israel solle nach der ersten Woche mit der Umsetzung der zweiten Phase der vereinbarten Waffenruhe beginnen, die eine Freilassung aller Geiseln und einen Abzug der israelischen Truppen umfassen soll. Sowohl die Hamas als auch die USA hätten dem Vorschlag zugestimmt, so die Sicherheitsquellen. Israel habe noch nicht reagiert.
Ein Hamas-Vertreter bestätigte den ägyptischen Vorschlag nicht. Er erklärte, dass mehrere Vorschläge mit den Vermittlern diskutiert werden, um eine Basis zu finden, "die den Weg für den Beginn der zweiten Phase des Abkommens ebnet".
Der ägyptische Vorschlag beinhaltet auch einen Zeitplan für den vollständigen Abzug Israels aus dem Gazastreifen, unterstützt durch US-Garantien, im Austausch für die Freilassung aller Geiseln. In der Hand der Hamas befinden sich 59 Geiseln, von denen 24 noch am Leben sein sollen. Neben Ägypten sind auch Katar und die USA in die Vermittlungen eingebunden.
Die erste Phase der Waffenruhe war am 19. Januar in Kraft getreten und endete nach sechs Wochen. Sie wurde eigentlich für die Dauer der muslimischen Fastenzeit Ramadan im März und des jüdischen Pessach-Fests verlängert, das am 20. April endet. Weil sich beide Seiten aber über den weiteren Fortgang nicht einigen konnten, hat Israel am vergangenen Dienstag seine Angriffe wieder aufgenommen, um nach eigenen Angaben die Hamas zur Freilassung der verbliebenen Geiseln zu zwingen.
Weiter tödliche Angriffe im Gazastreifen
Israel setzte seine Offensive im Gazastreifen auch heute fort. Bei neuen Luftangriffen seien dabei mindestens 21 Palästinenser getötet worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit. Allein binnen 24 Stunden seien somit mindestens 65 Todesopfer gezählt worden. Damit seien seit der Wiederaufnahme der israelischen Offensive am Dienstag fast 700 Palästinenser getötet worden. Darunter seien mindestens 400 Frauen und Kinder sowie ein Mitglied des Hamas-Politbüros.
Die israelischen Streitkräfte waren vor allem in Rafah nahe der Grenze zu Ägypten im Einsatz. Die Stadtverwaltung teilte mit, Tausende Menschen seien im Bezirk Tel Al-Sultan eingeschlossen. "Die Verbindung zu dem Viertel ist vollständig abgeschnitten und das Schicksal der Menschen unbekannt. Familien sind unter den Trümmern gefangen, ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne Medizin, mitten im totalen Zusammenbruch der Gesundheitsdienste", hieß es in einer Erklärung.
Das israelische Militär erklärte, Truppen hätten Tel Al-Sultan eingekreist, um Terrorinfrastruktur zu zerstören und "Terroristen in der Gegend zu eliminieren". Israel warf der Hamas zudem erneut vor, Zivilisten und zivile Gebäude als Schutzschild und für Kampfeinsätze zu missbrauchen, was die Islamisten bestreiten.
Dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA zufolge wurden in den vergangenen Tagen 124.000 Menschen im Gazastreifen durch die neuen Kämpfe vertrieben. Viele Familien seien obdachlos, die Lebensmittel knapp. "Dies ist eine humanitäre Katastrophe. Die Belagerung muss ein Ende haben", mahnte das UNRWA auf der Online-Plattform X.
Quelle: ntv.de, mpa/rts
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