Tesla-Talfahrt in Europa geht ungebremst weiter

  01 April 2025    Gelesen: 167
  Tesla-Talfahrt in Europa geht ungebremst weiter

Bevor Tesla seine globalen Verkaufszahlen präsentiert, liefern die wichtigsten europäischen Märkte bereits Daten. Da sieht es nach einem Debakel für den E-Autobauer aus. Um fast zwei Drittel bricht der Absatz in Schweden, Dänemark und den Niederlanden ein. Das Kassengift ist Konzernchef Musk selbst.

Überschattet vom umstrittenen politischen Engagement des Firmenchefs Elon Musk sind die Verkaufszahlen von Tesla im März in wichtigen europäischen Märkten weiter abgesackt. Nach offiziellen Daten erlitt die Marke in Frankreich, ihrem zweitgrößten europäischen Markt, einen Rückgang um mehr als ein Drittel (37 Prozent) auf 3157 verkaufte Elektroautos. In Schweden verzeichnete Tesla ein Minus von fast zwei Drittel (64 Prozent) auf nur noch 911 Auslieferungen. Auch in Dänemark und den Niederlanden fand Tesla fast zwei Drittel weniger Abnehmer. Norwegen lag mit rund 2200 Elektroautos nur ein Prozent unter dem Vorjahresmonat.

Tesla veröffentlicht am morgigen Mittwoch seine weltweiten Absatzzahlen, Analysten erwarten im Schnitt einen Rückgang um dreieinhalb Prozent auf 373.000 Autos. Manche rechnen mit einem noch stärkeren Rückgang, die Experten der Deutschen Bank erwarten maximal 350.000 Auslieferungen. In der Europäischen Union halbierte sich die Zahl der Neuzulassungen in den ersten beiden Monaten des Jahres nach Daten des Herstellerverbandes ACEA auf gut 19.000.

Der Autobauer wollte in diesem Jahr den Absatz steigern, nachdem er im vergangenen Jahr den ersten Rückgang seiner Geschichte erlebt hatte. Auch die einst hochgejubelte Tesla-Aktie hat seit dem Machtwechsel in den USA Federn gelassen - mit einem Rückgang um 35 Prozent seit Jahresbeginn.

Musks prominente Rolle in der Administration von US-Präsident Donald Trump als rigoroser Bekämpfer staatlicher Bürokratie und seine Beifallsbekundungen für rechtsextreme Parteien in Europa sind Analysten zufolge ein belastender Faktor. "Sein öffentliches Image hat Schaden genommen aufgrund der politischen Positionierung von CEO Elon Musk, was unter anderem in den USA und Europa zu einer spürbaren Gegenreaktion der Verbraucher geführt hat", erklärten Abhik Mukherjee und Liz Lee, Branchenexperten vom Beratungsunternehmen Counterpoint. "Das ist ein Eigentor für Tesla". Die Schwäche in Europa liege zum einen an zu alten Modellen, zum anderen befremde Musks politischer Einsatz viele Verbraucher, sagte auch Ben Nelmes, Chefanalyst von New Automotive.

Proteste gegen den Autobauer aufgrund Musks politischer Haltung manifestierten sich in den USA und Europa in Vandalismus gegen Autos und Verkaufsräume der Marke. In Berlin sprühten Aktivisten der Gruppe "Neue Generation" am Montag einen Tesla-Store "in AFD-Blau" an wegen Musks Unterstützung der Partei während des Wahlkampfs. Am Wochenende wurden einige Wagen eines Tesla-Stores im norddeutschen Ottersberg in Brand gesteckt. Auch in Stockholm und Malmö wurden Tesla-Filialen mit Farbe beschmiert. In Rom gingen 17 Autos bei einem Händler in Flammen auf. Der italienische Vize-Regierungschef Matteo Salvini forderte auf X, der ungerechtfertigte Hass gegen Tesla müsse enden. Musk und Trump nannten die Übergriffe Terrorismus.

Unabhängig vom politischen Umfeld leidet Tesla aber auch unter einem veralteten Modellangebot, schärferer Konkurrenz vor allem aus China und steigenden Zöllen im eskalierenden Handelsstreit weltweit. Die Autonachfrage weltweit schwächelt. Umso mehr kommt es für Tesla auf einen Erfolg der Neuauflage des Bestsellers Model Y an, der vor Kurzem auf den Markt kam. Chinas größter E-Autohersteller BYD wird nach Prognose von Counterpoint Tesla in diesem Jahr dennoch als Nummer eins ablösen.

Quelle: ntv.de, mau/rts


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