Donald Trump liebt American Football und Donald Trump liebt die NFL, wenngleich sein Verhältnis mit der Liga nicht immer einfach war. Der US-Präsident weiß um die kulturelle Macht der Sportart Nummer eins in den Vereinigten Staaten und will bei den reichen Eigentümern und ihrem Lieblingsspielzeug schon lange dazugehören. Am Sonntag erst verkündete Trump zusammen mit NFL-Commissioner Roger Goodell ein Mega-Event rund um den Draft 2027 in der Hauptstadt Washington D.C.
Zwei Tage zuvor aber hatte der US-Präsident seinen Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 dem Kongress vorgelegt - mit einschneidenden Kürzungen, die den beliebtesten US-Sport auf gefährliche Art und Weise treffen. Ein Teil von Trumps Plan sieht die Streichung wichtiger Bundesmittel für die Forschung und Aufklärung im Bereich traumatischer Hirnverletzungen vor. Das sind äußerst schlechte Nachrichten für Tausende von Kindern, Jugendlichen und Profis, die American Football und auch anderen Sportarten mit Körperkontakt spielen.
Trump betrachtet viele NFL-Besitzer schon länger als Freunde, insbesondere Robert Kraft von den New England Patriots. Kraft ist aber nur einer von etlichen Team-Eigentümern, die Trump im Wahlkampf mit viel Geld unterstützten. Der neue Haushalt des Weißen Hauses wirkt auf gewisse Weise wie ein Dank an die Klub-Besitzer würde ein Thema mehr und mehr begraben, das diese überhaupt nicht gerne im Rampenlicht sehen: Chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE), eine degenerative Hirnerkrankung, die durch wiederholte Kopfverletzungen verursacht wird und bei vielen ehemaligen NFL-Spielern gefunden wurde. CTE wurde laut einem Bericht des Boston University CTE Center aus dem Jahr 2023 bei 345 von 376 verstorbenen ehemaligen NFL-Spielern festgestellt.
NFL schweigt zu Gefahr durch Trump
Trumps Haushalt würde nun jahrelange Fortschritte in der Bekämpfung von Kopfverletzungen im Football und in anderen Sportarten, insbesondere an High Schools und im Jugendbereich, zunichte machen und zukünftige Bemühungen erheblich beeinträchtigen. Obwohl in den Vereinigten Staaten der Präsident den Bundeshaushalt vorschlägt, liegt es beim Kongress, den endgültigen Haushaltsplan zu verabschieden.
Trumps Entwurf sieht die komplette Schließung der für die Hirnverletzungsforschung zuständigen Dachbehörde des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) vor. Damit würden auch die gut acht Millionen US-Dollar wegfallen, die bisher für die Forschung zu Hirnverletzungen und die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Gefahren von Gehirnerschütterungen vorgesehen waren. Bereits Anfang April waren von der Trump-Regierung alle fünf CDC-Mitarbeiter, die für die Verwaltung des wichtigsten Regierungsprogramms für traumatische Hirnverletzungen zuständig waren, unter bezahlten Verwaltungsurlaub gestellt worden. Die CDC muss insgesamt mit Kürzungen in Höhe von 3,59 Milliarden Dollar rechnen.
Denn Kürzungen würde auch das CDC-Programm "Heads Up" zum Opfer fallen, das Programme zur Prävention von Gehirnerschütterungen für Jugend- und Highschool-Trainer in 45 Bundesstaaten verwaltet. Noch ist die Webseite von "Heads Up" aktiv, gibt jedoch keine Hinweise auf den gefährdeten Status des Programms. Mehr als 10 Millionen Menschen haben an den Online-Schulungsprogrammen teilgenommen, steht dort geschrieben.
Die NFL, die 2016 100 Millionen Dollar für die Erforschung von traumatischen Hirnverletzungen zugesagt hat und seitdem mehrere Millionen Dollar in diesem Bereich investiert hat, schweigt bisher zu Trumps geplanten Kürzungen. Anders als in seiner ersten Amtszeit geht die Liga derzeit lieber auf Kuschelkurs mit dem Präsidenten, was sich langfristig rächen könnte.
Trumps Kürzungen könnten Leben gefährden
Noch ist American Football zwar Sportart Nummer eins in den USA, aber angesichts der Sicherheitsbedenken kämpft der Football in den Staaten vermehrt darum, die Teilnehmerzahlen im Jugendbereich aufrechtzuerhalten. Eine Umfrage von Project Play, einer Initiative des Aspen Institute, aus dem Jahr 2024 ergab, dass immer weniger Kinder und Jugendliche American Football spielen.
Auch wenn das Thema CTE von der NFL totgeschwiegen wird: Bessere Aufklärung und Sensibilisierung hatte in den vergangenen Jahren im Kinder- und Jugend-Football sowie bei den Profis für eine Zunahme der gemeldeten Gehirnerschütterungen gesorgt. Zuletzt hatte es in der NFL immer wieder prominente Fälle von Kopfverletzungen gegeben, die die Liga in einen Schockzustand versetzten. In der Saison 2024 wurden "Guardian Caps" eingeführt, neue Helme, die Spieler nicht verpflichtend, sondern wahlweise aufsetzen können und die sie besser vor Gehirnerschütterungen schützen sollen.
Vieles schien bezüglich der Prävention von Hirnverletzungen im American Football - wenn auch nur mit kleinen Schritten - in die richtige Richtung zu verlaufen. Donald Trumps Kürzungen könnten sich nun in mehrfacher Hinsicht als katastrophal erweisen. Und sogar als lebensgefährlich.
Quelle: ntv.de
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