Feuerpause ist in Kraft - hält sie auch?

  08 Mai 2025    Gelesen: 71
  Feuerpause ist in Kraft - hält sie auch?

Um Mitternacht beginnt die dreitägige Feuerpause, die der Kreml einseitig verkündet hat. Tatsächlich ziehen in dieser Nacht nicht wie sonst Drohnenschwärme über die Ukraine hinweg. Doch vollständig schweigen die Waffen offenbar nicht.

Die von Kremlchef Wladimir Putin verkündete Feuerpause vor dem Weltkriegsgedenken in Moskau scheint in der Nacht von russischer und ukrainischer Seite missachtet worden zu sein. Eigentlich sollten gemäß Putins Ankündigung ab Mitternacht Ortszeit die Waffen schweigen. Doch auch danach meldete die ukrainische Luftwaffe weitere Lenkbomben-Abwürfe russischer Flugzeuge über der Region Sumy. Umgekehrt habe es im westrussischen Lipezk Drohnenalarm und nächtliche Angriffe gegeben, teilte Gouverneur Igor Artamonow auf Telegram mit. In der Hauptstadt Kiew und anderen Großstädten der Ukraine blieb es - anders als in den letzten Nächten - aber tatsächlich ruhig.

Putin will mit der dreitägigen Feuerpause bis Samstag die Feiern zum Gedenken an den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg vor 80 Jahren schützen. Höhepunkt der Festlichkeiten wird eine große Militärparade in Moskau vor ausländischen Gästen am Freitag sein. Die ukrainische Führung hat dem Waffenstillstand nicht zugestimmt und ihn als politischen Theaterdonner bezeichnet. Man könne die Sicherheit der Besucher bei der Parade in Moskau nicht garantieren, hieß es aus Kiew. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte am Abend den weitergehenden Vorschlag einer Waffenruhe von 30 Tagen. So könne man der Diplomatie eine Chance geben, betonte er in einer Videobotschaft.

Die ukrainische Armee hatte zuletzt fast zwei Tage lang den zivilen Flugverkehr um die russische Hauptstadt Moskau mit Drohnenangriffen lahmgelegt. Dutzende Flugzeuge konnten aus Sicherheitsgründen nicht starten oder landen oder mussten auf andere Flughäfen ausweichen. Nach Medienberichten waren etwa 60.000 Passagiere betroffen. Auch in der vergangenen Nacht gab es Einschränkungen: Der Flughafen der Millionenstadt Nischni Nowgorod wurde vorübergehend für Starts und Landungen gesperrt, wie die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mitteilte.

Russland hatte die Ukraine den ganzen Mittwoch über mit Raketen und Drohnen angegriffen. In Kiew brach ein Brand aus, der zwei Menschen das Leben kostete. Bis zum Abend gab es der Luftwaffe zufolge auch Gleitbomben-Angriffe über den Gebieten Donezk, Saporischschja und Dnipropetrowsk. Ob möglicherweise die Kämpfe am Boden nachlassen, war in der Nacht unklar.

Putin empfängt Chinas Staatschef Xi

Während in Moskau die letzten Vorbereitungen auf die große Militärparade auf dem Roten Platz laufen, trifft sich Putin bereits mit ausländischen Gästen, die zu den Feierlichkeiten angereist sind. Heute stehen bilaterale Gespräche mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping an, dem wichtigsten Gast.

Russland erwartet zum Tag des Sieges nach Kreml-Zählung 29 ausländische Delegationen. Die früheren westlichen Alliierten sind nicht vertreten; die meisten Gäste kommen aus früheren Sowjetrepubliken oder sind Bündnispartner Russlands. Dazu zählen Staatschef Nicolás Maduro aus Venezuela, Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sowie der brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

US-Regierung verliert die Geduld

Die US-Regierung äußerte sich derweil unzufrieden über mangelnde Fortschritte bei ihren Friedensbemühungen und hält russische Vorbedingungen für überzogen. "Die Russen stellen im Moment eine Reihe von Forderungen", sagte Vizepräsident JD Vance bei einer Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz in Washington. "Wir denken, dass sie zu viel verlangen." Vance trat für direkte Gespräche zwischen Moskau und Kiew ein. "Wir kommen an einen Punkt, an dem einige Entscheidungen getroffen werden müssen. Ich bin nicht zufrieden damit", sagte auch Präsident Donald Trump.

Trumps Ukraine-Sondergesandter Keith Kellogg berichtete unterdessen von angeblichen Vorschlägen der ukrainischen Seite für einen Waffenstillstand - dazu gehöre eine entmilitarisierte Zone entlang der Front. Die Ukraine sei dazu bereit, die Kämpfe in den derzeitigen Positionen einzufrieren und eine 30 Kilometer breite Pufferzone einzurichten, sagte der Ex-General dem US-Sender Foxnews. Ein weiterer Vorschlag sei, dass europäische Länder wie etwa Frankreich, Großbritannien und Deutschland den Luftraum westlich des Flusses Dnipro überwachen sollten. Aus der Ukraine gab es für diese Angaben keine Bestätigung. In Moskau sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Russland habe von den Amerikanern nichts zu einem solchen ukrainischen Vorschlag gehört.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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