Ob Tabakabhängigkeit oder Entzugserscheinungen: In Deutschland steigt die Zahl der Menschen, die sich wegen derartiger Befunde behandeln lassen, teilte die KKH Kaufmännische Krankenkasse mit. Zwischen 2013 und 2023 sei die Zahl der Exzessiv-Raucher und Tabaksüchtigen unter den eigenen Versicherten um fast die Hälfte gestiegen - laut einer Hochrechnung begaben sich bundesweit rund sechs Millionen Menschen in Behandlung. Allerdings lässt dies keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Zahl der Tabaksüchtigen zu. Und der allgemeine Trend ist rückläufig: Der Anteil der Raucher an der Bevölkerung in Deutschland sinkt seit Jahren.
Doch exzessiver Tabakkonsum ist ein besonders großes Problem: Rauchen gilt nach Angaben der Krankenkasse als Hauptrisikofaktor für eine COPD, eine der weltweit häufigsten Todesursachen. Und nahezu ein Viertel der exzessiven Raucher war laut Untersuchung 2023 an einer COPD erkrankt. Zehn Jahre zuvor hatte noch etwa jeder fünfte Betroffene diese Diagnose. Was dagegen hilft: "Nichtraucher werden - das ist die beste und einzig richtige Maßnahme, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern", sagte Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen.
Tabaksucht auf dem Vormarsch
Für die Studie beruft sich die Krankenkasse auf Daten von 1,66 Millionen eigenen Versicherten, von denen knapp 118.000 als exzessive Raucher eingestuft wurden. Das entspricht einem Anteil von rund sieben Prozent im Jahr 2023 - zehn Jahre zuvor lag der Anteil noch bei knapp fünf Prozent. Die KKH zählt mit aktuell rund 1,5 Millionen Versicherten nach eigenen Angaben zu den größten bundesweiten Krankenkassen.
In Niedersachsen stieg die Zahl der Tabaksüchtigen in Behandlung zwischen 2013 und 2023 um fast 40 Prozent. Laut KKH-Hochrechnung wurden dort im Jahr 2023 etwa 620.000 Menschen wegen Tabakabhängigkeit oder Entzugserscheinungen ärztlich behandelt. Der Anteil der erfassten Starkraucher unter den Versicherten erhöhte sich in diesem Zeitraum von knapp sechs auf gut acht Prozent.
Risiko dauerhafter Lungenschäden
Was bedeutet COPD? Die Krankheit entsteht den Angaben zufolge durch Entzündungen der unteren Atemwege, es kommt dann zu einer chronischen Verengung der Bronchien - die Patientinnen und Patienten ringen nach Luft. Die Folge sind dauerhafte Schäden an der Lunge, die Betroffenen haben zudem ein höheres Risiko für Herzinfarkte oder Lungenkrebs. Und je weiter die Krankheit fortschreitet, desto weniger belastbar sind die Patienten.
Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, denn: "Unsere Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs, denn wir können nur diejenigen Fälle auswerten, in denen eine Tabakabhängigkeit ärztlich diagnostiziert wurde", sagte Falkenstein. Auch Passivraucher tragen demnach ein höheres COPD-Risiko, ebenso Menschen, die hoher Belastung von Chemikalien und Staub ausgesetzt sind.
E-Zigaretten genauso schädlich
Und auch Dampfen ist gefährlich, wie Falkenstein betont: "Der Irrglaube, dass E-Zigaretten und Wasserpfeifen die weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten sind, ist noch immer weitverbreitet." Jedoch: "Das ist ein Trugschluss. Auch auf diese Weise werden Stoffe inhaliert, die der Lunge schaden."
Nach KKH-Daten gab es in Thüringen einen besonders starken Zuwachs: Dort verdoppelte sich die Zahl der Tabaksüchtigen, die sich in Behandlung begaben, im Zehnjahresvergleich nahezu. Den niedrigsten Anstieg verzeichnete die Kasse mit etwa einem Viertel in Hamburg. Der größte Anteil an erfassten Exzessiv-Rauchern mit COPD lebte im Saarland: Mehr als jeder vierte Starkraucher war dort 2023 betroffen. Am geringsten war der Anteil mit etwa jedem sechsten Betroffenen ebenfalls im Saarland.
"Aufhören lohnt sich in jedem Alter"
Falkenstein betont, im Kampf gegen die Krankheit sei es wichtig, den Tabakkonsum ganz zu beenden - und nicht bloß zu reduzieren. Positive Effekte zeigten sich schon nach kurzer Zeit: Die Lunge beginne sich zu erholen, Husten, Luftnot und Verschleimung besserten sich, Infekte der Atemwege würden seltener. Auch das Herz-Kreislauf-System profitiere, denn die Durchblutung regeneriere sich binnen weniger Wochen nach der letzten Zigarette.
"Was viele nicht wissen: Aufhören lohnt sich in jedem Alter", sagte der Experte. "Selbst wer erst als über 60-Jähriger auf Zigaretten verzichtet, senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits innerhalb weniger Jahre erheblich." Was es nicht gebe, sei ein unbedenklicher Gebrauch - schon bei einer Zigarette täglich steige das Risiko für Herzerkrankungen oder Schlaganfälle.
Quelle: ntv.de, kst/dpa
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