Ägyptische Regierung führt gegen Muslimbruderschaft Schmierkampagne

  04 Mai 2016    Gelesen: 582
Ägyptische Regierung führt gegen Muslimbruderschaft Schmierkampagne
Die ägyptische Regierung hat eine neue Schmierkampagne gegen die Muslimbruderschaft gestartet, in der sie die Bewegung als „AIDS-Geschwür“ denunziert und alle Ägypter dazu aufruft, sie zu boykottieren. Das hat das Nachrichtenportal Arabi21.com am Freitag berichtet.
In einer amtlichen Mitteilung des ägyptischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten wurde das ägyptische Volk davor gewarnt, sich „mit Anhängern der Muslimbruderschaft oder Symphatisanten“ abzugeben.

Der Religionsminister, Muhammed Muchtar Dschuma, unterstellte in einer Stellungnahme laut Arabi21.com, die Muslimbruderschaft sei moralisch auf ein Niveau gefallen, das „eine Koexistenz oder Vermischung mit ihnen nicht mehr möglich macht“.

Das Schreiben forderte Ägypter auf, keine Immobilien mehr an Mitglieder der Muslimbruderschaft zu vermieten, um nicht „in einer unbeabsichtigten Tyrannei zu verfallen oder beschuldigt zu werden, Terroristen zu beherbergen“.

Der Minister rief zudem Geschäftsleute auf, Mitglieder der Muslimbruderschaft zu entlassen oder sie zumindest aus führenden Stellen zu entfernen.

Außerdem bemerkte er, dass einige Länder – ohne die Namen zu nennen – die Muslimbruderschaft offen willkommen heißen und ihnen Zuflucht bieten. Die Türkei und Katar gehören zu den größten Unterstützern der Organisation, aber auch Saudi-Arabien, das lange Zeit als entschiedener Gegner der Vereinigung galt, hat seine Position der Muslimbruderschaft gegenüber in den letzten Jahren deutlich gemäßigt.

Der ehemalige ägyptische Innenminister, Muhammed Ibrahim, beschuldigte die Muslimbruderschaft zuletzt, das ägyptische Volk zur Ablehnung der Abgabe zweier Inseln anzustiften, die die autoritäre el-Sisi-Regierung kürzlich an Saudi-Arabien abtrat.

Die islamisch-konservative Organisation spielte bei der ägyptischen Revolution 2011 eine bedeutende Rolle. Schließlich sollte der Muslimbruder Muhammed Mursi zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes werden. 2013 wurde der Politiker jedoch vom Militär unter General und nunmehr amtierenden Präsidenten Abdelfattah al-Sisi gestürzt.

Zu kritisieren bleibt, dass sich die Muslimbruderschaft während ihrer nur kurzen Regierungszeit alles andere als besonders erfahren und kompetent erwiesen hat, das Land zu stabilisieren. Sie vermochte es nicht, das Ägypten, welches allerdings auch unter al-Sisi noch heute unter wirtschaftliche Probleme leidet, in ruhigere Fahrwasser zu lotsen.

Nichtsdestotrotz gibt es erhebliche Hinweise darauf, dass seinerzeit Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die Organisation aus Angst vor ihrem wachsenden Einfluss systematisch unterminierten und den Sturz unterstützten.

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