Ganz ehrlich – darüber hab ich noch nicht nachgedacht. Jetzt werd ich mich mal zwei, drei Monate von all dem Stress erholen und gar nichts machen. Nachdenken. Neue Ziele überlegen. Und dann werde ich überlegen, ob ich etwas im Rahmen der EU in Brüssel mache. Angebote dafür hat es in der Vergangenheit genug gegeben – mal schauen, ob mich da was reizt. Lust, auf europäischer Ebene politisch aktiv zu werden, hätte ich schon.
Die Wertschätzung für die EU scheint in Österreich nicht besonders ausgeprägt. Die Zeitung Die Presse schreibt in einem Leitartikel zum Rücktritt:
Wir wünschen Werner Faymann alles Gute – vor allem bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit. Es wäre einer gut entwickelten Demokratie würdig, könnte die Republik ehemalige Spitzenrepräsentanten nicht versorgen, aber für das Land richtig einsetzen. Für Faymann sollte sich eine Aufgabe auf EU-Ebene finden lassen.
Viele Leser kommentieren den Wunsch, nach dem Scheitern nun in Brüssel versorgt zu werden, mit heftiger Ablehnung. Und das zu Recht: Das Problem der SPÖ in Österreich besteht nämlich darin, dass sich die Parteien alles unter den Nagel gerissen haben, war ihren eigenen Netzwerken nützt – auch die EU.
Diese Tendenz sieht man in allen Mitgliedsstaaten. Während für einen Beamten-Posten bei der EU hohe Anforderungen gestellt werden und sich eine echte Top-Bürokratie herausgebildet hat, werden der Verwaltung ständig abgehalfterte Politiker vorgesetzt, für die man nach dem nationalen Scheitern ein Ausgedinge braucht.
Gut möglich übrigens, dass Angela Merkel die Ambitionen von Faymann unterstützt. Er folgte ihr lange in der Flüchtlingspolitik und wurde von ihr sehr geschätzt – nach außen. Die dpa schreibt – am Abend nach dem Rücktritt – Merkel hätte über den Österreicher gesagt, er komme bei EU-Verhandlungen in Brüssel ohne Meinung herein und gehe mit ihrer wieder hinaus.
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