Londons Ex-Bürgermeister vergleicht EU mit Hitler

  15 Mai 2016    Gelesen: 905
Londons Ex-Bürgermeister vergleicht EU mit Hitler
Boris Johnson hat der EU vorgeworfen, einen Superstaat schaffen zu wollen. Laut einer Umfrage orientieren sich die Briten beim Brexit-Thema stark an Johnsons Positionen.
In der Debatte um einen Austritt Großbritanniens aus der EU hat Londons populärer Ex-Bürgermeister Boris Johnson die Einflussnahme der Europäischen Union mit Hitlers kontinentalen Machtansprüchen verglichen. Die vergangenen zwei Jahrtausende europäischer Geschichte seien von wiederholten Versuchen gekennzeichnet gewesen, den Kontinent nach dem Vorbild des Römischen Reichs unter einer einzigen Regierung zu einen, sagte Johnson der Zeitung The Sunday Telegraph. "Napoleon, Hitler, verschiedene Leute haben das versucht, und es hat tragisch geendet."

Johnson ist der Wortführer der Brexit-Befürworter. Er unterstützt die Kampagne "Vote Leave" (etwa: Wählt Ausstieg) und ist einer der prominentesten Gegenspieler von Premierminister David Cameron in der Debatte um den EU-Austritt auf der Insel. Cameron wirbt für einen Verbleib in der EU.

Anderthalb Monate vor dem britischen Referendum über den Brexit am 23. Juni sehen Umfragen beide Lager Kopf-an-Kopf. Erst vor wenigen Tagen hatte Johnson einen Brexit als das "großartige Projekt des europäischen Liberalismus" bezeichnet, während die EU zu einem "obskurantistischen 50er-Jahre-Projekt" verkommen sei, das sein Haltbarkeitsdatum längst überschritten habe. In dem Interview mit der Zeitung "The Sunday Telegraph" stellte Johnson nun erneut die europäische Idee in Frage.
Johnson wirft der EU "katastrophale Fehler" vor

Was grundsätzlich fehle, sei die Loyalität zu der europäischen Idee. Es gäbe keine Autorität, die alle respektieren und verstehen würden. Daraus resultiere eine massives Demokratiedefizit. Zudem habe die EU katastrophale Fehler begangen. Das habe Spannungen zwischen den Mitgliedsstaaten verstärkt. Deutschland sei dadurch mächtiger geworden, habe die italienische Wirtschaft "übernommen" und Griechenland "zerstört".
Einer jüngsten Online-Umfrage zufolge halten die Briten Boris Johnson in der Debatte um einen EU-Austritt für sehr viel glaubwürdiger als Premierminister David Cameron, der für einen Verbleib in der EU wirbt. Demnach vertrauen 45 Prozent der Briten Johnson eher als Cameron. Nur 21 Prozent der Befragten sagten, sie würden Cameron eher vertrauen. Die Umfrage wurde von den Zeitungen Sunday Mirror und Independent in Auftrag gegeben.
Gewerkschaftsbund: Brexit gefährdet vier Millionen Jobs

Unterdessen warnte der britische Gewerkschaftsbund TUC (Trades Union Congress) vor erheblichen Jobverlusten im Falle eines Brexit. "Vier Millionen Jobs sind in Gefahr", sagte Owen Tudor, Leiter der Abteilung für europäische Angelegenheiten beim TUC, der Deutschen Presse-Agentur in London. Bei den gefährdeten Arbeitsplätzen handle es sich vor allem um Jobs in der Exportwirtschaft, zum Beispiel in der Auto- und Chemiebranche.

Weitere Stellen seien in Gefahr, weil der Wirtschaftsstandort Großbritannien durch den Verlust des Zugangs zum EU-Binnenmarkt an Attraktivität verlieren würde. "Wir gehen davon aus, dass die Investitionen aus Drittstaaten sinken werden", sagte Tudor. Die Folge könne ein Abwärtsstrudel sein, der weitere Jobs kostet.
Die Briten stimmen am 23. Juni in einem Referendum über einen Verbleib in der Europäischen Union ab.

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