Und etwas später: "Mich treiben zwei Dinge: der Haushalt und die Gerechtigkeit." Das eine hängt mit dem anderen zusammen, jedenfalls sieht Metz das so. Darum ist die Sache so vertrackt.
Der Haushalt, das ist der Haushalt von Tangstedt, einer kleinen Gemeinde an der B 432, dort, wo sie Segeberger Chaussee heißt und sich durch Wiesen und Äcker zieht. Rund zehn Millionen Euro wird Tangstedt in diesem Jahr einnehmen, knapp elf Millionen ausgeben. So steht es in der Haushaltssatzung, die in dem Glaskasten vor dem Tangstedter Rathaus hängt. Dass die Rechnung nicht aufgeht, ist ziemlich klar. Das Problem und seine Größe sind schnell definiert: Es heißt "Jahresfehlbetrag" und beläuft sich auf 940.600 Euro.
Schwieriger wird es mit der Gerechtigkeit, vor allem weil Metz darunter etwas anderes versteht als viele Tangstedter. Sie nennen das, was in ihrem Ort passieren soll, tragisch, eine Katastrophe, ja, den Niedergang. Es sind große Worte, die derzeit im kleinen Tangstedt fallen.
Dagegen klingt das eigentliche Vorhaben fast trivial: Wer in Tangstedt ein Pferd hält, soll der Gemeinde dafür Geld überweisen. Das ist der Plan. Wenn es eine Hundesteuer gibt, warum sollte es nicht auch eine Pferdesteuer geben?
Es sei doch nur fair, das fehlende Geld für den Haushalt auch bei den Reitern einzutreiben, findet Metz. Wenn Metz es so sagt, klingt es logisch. Ja, warum eigentlich nicht? Doch in Tangstedt hat sich aus dieser Frage ein Konflikt entwickelt, in dem es längst nicht mehr nur um Pferde und Hunde geht, sondern um etwas Grundsätzliches, um die Frage: Was ist gerecht?
Das Prinzip, die leeren Kassen der Regierenden mit neuen Steuern zu füllen, hat sich über Jahrhunderte bewährt: Im alten Rom zahlten die Bürger eine Steuer auf Toiletten, im Zarenreich auf Mützen, Gurken und Bärte. Heute gibt es mancherorts Bräunungssteuern auf Solarien. Die Abgaben auf Sekt oder Bier hinterfragt längst kaum noch jemand. Das einzige besteuerte Tier hingegen war bislang der Hund. Bislang.
Drei Gemeinden in Hessen verlangen bereits eine Pferdesteuer. Tangstedt wäre bundesweit die vierte und die erste im gesamten Norden. Umso genauer wird in Hamburg und ganz Schleswig-Holstein nun beobachtet, was derzeit in Tangstedt vor sich geht.
Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres haben Metz und seine Fraktion, die Bürgergemeinschaft Tangstedt, eine Art Vorantrag gestellt: Die Verwaltung solle überlegen, wie so eine Pferdesteuer konkret aussehen könnte. Sie solle einen Entwurf vorlegen, der klärt, ob sie beispielsweise vom Pferde- oder vom Stallbesitzer bezahlt werden muss, es also eher eine Boxen- oder tatsächlich eine Pferdesteuer wäre. Letztere müssten dann auch Hamburger zahlen, sofern sie ihre Pferde in Tangstedt unterstellen.
Mittlerweile gibt es einen Satzungsvorschlag mit 15 Paragrafen – eigentlich müsste man nur noch die Höhe der Steuer einfügen und in der Gemeindeversammlung abstimmen. Eigentlich.
Doch die Frage nach der Gerechtigkeit spaltet die Gemeinde. Grob gesagt, spaltet sie sich in Hunde- und Pferdebesitzer. Die Hundebesitzer haben Metz und seine Bürgergemeinschaft auf ihrer Seite, wahrscheinlich auch die SPD. Die Pferdebesitzer die CDU und die FDP – im Gemeindeparlament die Minderheit.
Die Pferdebesitzer haben die Sache deshalb selbst in die Hand genommen und einen eigenen Anti-Pferdesteuer-Ausschuss gegründet. Um aufzuklären, so nennen sie es. Es gibt einen E-Mail-Verteiler, eine WhatsApp-Gruppe und eine Facebook-Seite: Pferdegemeinde Tangstedt.
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