Das Flüchtlingslager Idomeni an der nordgriechischen Grenze wird mit Strukturen organisierter Kriminalität zu einem immer größeren Problemfall. Wie griechische Medien berichten, soll ein Eisenbahnwaggon zu einem Bordell umfunktioniert worden sein. Aus Nordafrika stammende Dealer verkauften Drogen, auch Schleuser seien vor Ort. Die griechische Polizei sei im Inneren des Lagers nicht präsent, habe jedoch den Bereich um die Zeltstadt herum weiträumig abgesperrt. Medien schreiben bereits vom "Ghetto Idomeni".
Im Lager halten sich nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise derzeit noch 9200 Flüchtlinge und Migranten auf. Medien berichten dagegen von bis zu 11.000 Menschen, die dort ausharren, seit das Nachbarland Mazedonien vor rund vier Monaten seine Grenzen geschlossen hat. Die Menschen weigern sich, in staatliche Auffanglager umzusiedeln. Sie hoffen, die Grenze könnte sich doch noch öffnen und den Weg freimachen für die Weiterreise nach Mitteleuropa.
Ihre Hoffnung hält die Menschen im Lager
Seit mehr als fünf Wochen besetzen Flüchtlinge und andere Migranten zudem die Bahnschienen des für die griechische Exportwirtschaft wichtigen Grenzübergangs. Bei den Blockierern handle es sich vornehmlich um Migranten aus Marokko, Tunesien, Afghanistan und Pakistan, berichtete der griechische Fernsehsender Skai am Mittwoch.
Die Hoffnung ist nicht ganz unbegründet. Flüchtlinge in Idomeni finden immer wieder Wege über die Grenze. Nach eigenen Angaben hat das Nachbarland Mazedonien in den vergangenen zwei Monaten rund 12.000 illegal eingereiste Menschen zurück nach Griechenland geschickt. In Athen hieß es dazu, in Nordgriechenland seien Schleuser aktiv, die immer wieder Migranten in kleineren Gruppen über die Grenze ins Nachbarland brächten.
Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas kritisierte derweil das UN-Kinderhilfswerk Unicef, dessen griechischer Ableger in den Flüchtlingslagern vor Ort gar nicht aktiv sei. Das wäre völlig unverständlich, schrieb Mouzalas nach Informationen des Fernsehsenders Skai an die Organisation, denn bis zu 40 Prozent der Flüchtlinge und Migranten in Griechenland seien Kinder.
Flüchtlinge fliehen von den griechischen Inseln
Angesichts der drohenden Abschiebung aus Griechenland versuchen andere Migranten von den Ostägäis-Inseln Chios und Lesbos illegal auf das Festland zu fliehen. Eigentlich sollen sie aufgrund des Flüchtlingspakts zwischen der EU und Ankara in die Türkei zurückgeschickt werden. Vor allem Afghanen, Pakistaner und Nordafrikaner, die allesamt kaum Aussicht auf Asyl in Europa haben, setzen alles daran, zum Festland zu gelangen, um von dort ihren Weg nach Nordeuropa, in erster Linie nach Deutschland, fortzusetzen.
In den vergangenen Tagen hat die griechische Polizei auf den Inseln deshalb Dutzende Menschen festgenommen. Sie hätten sich unter anderem in Lastwagen versteckt, um unerkannt an Bord von Fähren nach Athen zu gelangen, berichteten griechische Medien. "Einige klettern sogar die Ankerketten zu den Fähren hoch", sagte ein Offizier der Küstenwache am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Quelle: n24.de
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