Frankfurt und Nürnberg dürfen noch hoffen

  20 Mai 2016    Gelesen: 662
Frankfurt und Nürnberg dürfen noch hoffen
Das Relegationshinspiel endet unentschieden. Frankfurts Kapitän Marco Russ lief trotz seiner Tumordiagnose auf – und wird wegen eines Eigentors zum tragischen Helden.
Eintracht Frankfurt – 1. FC Nürnberg 1:1 (0:1)

Eintracht Frankfurt hat sich die Chance auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga erhalten. Beim 1:1 (0:1) gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg im ersten Relegationsspiel steckten die Hessen auch das Eigentor von Marco Russ weg (43. Minute), der trotz Tumordiagnose auflief. Mijat Gaćinović gelang in der 65. Minute der Ausgleich für das Team von Trainer Nico Kovač. Das Rückspiel findet am Montag in Nürnberg statt.

Am Mittwochnachmittag hatte Russ erfahren, dass bei ihm eine Dopingprobe nach dem Spiel beim SV Darmstadt 98 einen auffällig hohen Wert des Wachstumshormons HCG in seinem Körper ergeben hatte. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich nicht um einen Dopingfall handelte, sondern Russ an einer schweren Tumorerkrankung leidet und bereits am Dienstag operiert werden muss.

Trotz der Diagnose hatte der Eintracht-Kapitän am Mittwochabend grünes Licht für einen Einsatz gegeben. Auch als Trainer Niko Kovač ihn wenige Stunden vor dem Anpfiff noch einmal fragte, bestätigte Russ, dass er unbedingt spielen wolle. Von den Ärzten habe es keine Einwände gegeben, erklärte Vorstandschef Heribert Bruchhagen vor dem Spiel. "Die Ärzte sind sich sicher, dass er kurzfristig operiert werden muss, aber eine körperliche Belastung sich nicht negativ auf seinen Zustand auswirkt", sagte Bruchhagen kurz vor Spielbeginn. "Sonst hätten wir es selbstverständlich auch nicht gemacht." Auch der DFB hatte erklärt, dass Russ spielen dürfe.

Und so lief Russ um kurz vor 20.00 Uhr in die Frankfurter Commerzbank-Arena ein, lautstark gefeiert von den Eintracht-Fans. Angetrieben von ihrem Kapitän, starteten die Frankfurter druckvoll. Schon in den ersten zehn Minuten erspielten sich die Gastgeber drei Eckbälle, die Gäste wurden weit in die eigene Hälfte gedrängt. Neben Russ stand auch Torjäger Alexander Meier in der Anfangself. Der Angreifer, der wegen einer Knieverletzung seit Ende Februar keine Partie mehr bestritten hatte, spielte hinter der einzigen Spitze Haris Seferović.

Bereits in der siebten Minute hatte die Eintracht die erste gute Chance. Stefan Aigner scheiterte aber am Nürnberger Torwart Raphael Schäfer. Nach gut einer Viertelstunde ebbte der Anfangsschwung der Frankfurter aber ab. Der Zweitligist konnte sich nun befreien und die Partie offen gestalten. Wie schon in der gesamten Saison wurde bei der Eintracht deutlich, dass die Offensive keinen Erstliga-Ansprüchen genügt.

So plätscherte die Partie die meiste Zeit dahin, ehe die Nürnberger zwei Minuten vor der Pause völlig überraschend in Führung gingen. Nach einem Freistoß des wiedergenesenen Sebastian Kerk behinderten sich Russ und Makoto Hasebe völlig unbedrängt, ehe Russ den Ball ins eigene Tor lenkte.

Auch nach der Pause dauerte es eine Viertelstunde, bis die Heimmannschaft wieder Schwung aufnahm. Der Ausgleich durch Gaćinović fiel überraschend. Der Serbe traf auf Zuspiel von Timothy Chandler. Doch mehr war für die Frankfurter nicht drin. Im entscheidenden Spiel am Montag muss die Eintracht auf Kapitän Russ verzichten. Der Abwehrspieler sah die zehnte Gelbe Karte der Saison und ist gesperrt.

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