Taliban-Führer möglicherweise durch Drohne getötet

  22 Mai 2016    Gelesen: 696
Taliban-Führer möglicherweise durch Drohne getötet
Die USA haben im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet einen Luftangriff auf Mullah Mansur geflogen. Ein Regierungsvertreter sagte, der Terrorist sei wahrscheinlich tot.
Im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban haben die USA womöglich einen wichtigen Erfolg erzielt: Milizenführer Mullah Akhtar Mansur sei bei einem gezielten Drohnenangriff "wahrscheinlich" ums Leben gekommen, teilte ein US-Regierungsvertreter am Samstag in Washington mit. Präsident Barack Obama habe den Angriff persönlich autorisiert.

"Der Angriff galt Mansur", sagte der US-Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. Der Drohnenangriff sei in einer abgelegenen Region Pakistans nahe der Grenze zu Afghanistan erfolgt. Mansur war den Angaben zufolge mit einem zweiten Mann südwestlich der Stadt Ahmad Wal in einem Auto unterwegs, als die USA angriffen. Auch sein Begleiter sei wahrscheinlich tot.

Pentagonsprecher Peter Cook hielt sich mit Einschätzungen zurück. Das Ergebnis des Drohnenangriffs werde noch geprüft, sagte er. Ein US-Regierungsbeamter sagte dem Sender CNN, wegen des schwer zugänglichen Geländes könne es Tage dauern, bis Mansurs Schicksal geklärt sei.

Sollten sich die Angaben bestätigen, könnte das Auswirkungen auf die Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung haben. Nach US-Angaben hatte Mansur Taliban-Führern untersagt, an solchen Gesprächen teilzunehmen. "Mansur stand dem Frieden und einer Versöhnung zwischen der Regierung von Afghanistan und den Taliban im Wege", betonte Cook in der schriftlichen Mitteilung. Auch sei Mansur an Anschlagsplanungen beteiligt gewesen, die die Streitkräfte der Afghanen, der USA und ihrer Verbündeten bedroht hätten.

Mansur war schon einmal totgesagt

Die afghanische Regierung hatte ihn Ende 2015 schon einmal für tot erklärt; kurz darauf meldete sich der Taliban-Führer in einer Audiobotschaft.

Akhtar Mansur hatte Ende Juli 2015 offiziell die Führung der Taliban übernommen. Im Geheimen hatte er die Islamisten aber schon länger geführt: Sein Vorgänger Mullah Mohammad Omar, so stellte sich damals heraus, war schon zwei Jahre lang tot, bevor sein Ableben verkündet wurde. Mansur und andere aus dem Führungsgremium hatten den Tod aus Angst vor Machtkämpfen verschwiegen.

Tatsächlich spaltete Mansurs Aufstieg die Islamistengruppe. Weil er zunächst als gemäßigt galt, liefen viele Kämpfer zu extremeren Gruppen wie der IS-Terrormiliz über. Schließlich rief aber auch er zum Dschihad auf.

Mansur wird auf Mitte 40 geschätzt. Er war schon einflussreich, als die radikalislamischen Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan herrschten. Er wurde zuerst Flughafenchef der großen südafghanischen Stadt Kandahar, später Minister für den Flugverkehr. Er war somit nicht nur für die staatliche Fluglinie Ariana zuständig, sondern auch für die Luftwaffe des Landes, die allerdings damals nur aus ein paar alten Flugzeugen und Hubschraubern bestand.

Trotz der Zersplitterung sorgen die Taliban mit tödlichen Attacken weiter für Aufsehen. Laut Experten sind mehr als 100 der rund 400 Bezirke des Landes entweder in der Hand der Taliban oder dauerhaft umkämpft. Die Zahl der zivilen Opfer war 2015 mit mehr als 11.000 Toten und Verletzten auf den höchsten Stand seit Beginn der internationalen Intervention gestiegen. Für 62 Prozent der Opfer seien die Aufständischen verantwortlich, berichteten die UN.

Am Freitag hatte die Nato beschlossen, dass der aktuelle Einsatz in Afghanistan auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Im vergangenen Mai hatte die westliche Allianz noch erwogen, den aktuellen Militäreinsatz 2017 in eine zivile Mission umzuwandeln.

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