VW ruft Manager zum Krisentreffen

  15 Oktober 2015    Gelesen: 751
VW ruft Manager zum Krisentreffen
Volkswagen-Chef Müller hat 400 Top-Manager zum Krisentreffen nach Leipzig bestellt. Die Themen: Rückrufe, Sparziele und die Folgen des Abgasskandals. Von deutschen und US-Behörden droht neuer Ärger.
Krisentreffen bei Porsche: Der neue Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller will seine Führungsmannschaft auf den Kampf gegen die Folgen des Abgasskandals einschwören. Dazu versammeln sich der Nachrichtenagentur dpa zufolge 400 Top-Manager des Mehr-Marken-Konzerns bei Porsche in Leipzig.

Dort wird Müller über die Ermittlungen, die anstehenden Rückrufe und die verschärften Sparziele informieren. Nach Jahren der Feierlaune in einem Konzern auf Rekordkurs dürfte die Stimmung unter den Führungskräften diesmal angespannt sein. Nach SPIEGEL-Informationen sind mindestens 30 VW-Manager in den Skandal verwickelt, VW teilte mit, die Zahl entbehre "jeglicher Grundlage".

Während Müller seine Spitzenmanager über die nächsten Schritte informiert, droht dem Konzern weiteres Ungemach: In den USA ermitteln jetzt auch die obersten Wettbewerbshüter gegen Volkswagen. Die Handelsbehörde FTC teilte am Mittwochabend mit, sie habe sich den Untersuchungen anderer US-Behörden angeschlossen.

US-Handelsbehörde ermittelt wegen irreführender Werbung

Schon jetzt ermitteln die US-Umweltbehörde EPA sowie das US-Justizministerium gegen den Wolfsburger Autokonzern. Volkswagen droht wegen der 500.000 von dem Abgasskandal betroffenen Dieselfahrzeuge in den USA eine Strafzahlung in Höhe von bis zu 18 Milliarden Dollar.

Die FTC ermittelt nun unter anderem wegen irreführender Werbung. In den Vereinigten Staaten ist Diesel-Treibstoff teurer als normales Benzin. VW hatte daher in den USA für seine Dieselfahrzeuge mit dem Hinweis auf den geringeren Schadstoffausstoß geworben.

Kraftfahrtbundesamt plant offenbar Zwangsrückruf

Wie die "Bild"-Zeitung zudem unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, verliert das Kraftfahrtbundesamt angesichts immer neuer Enthüllungen die Geduld mit Volkswagen. Demnach wird das KBA von der VW-Spitze einen "verpflichtenden Rückruf aller im Markt befindlichen Diesel-Fahrzeuge" mit der entsprechenden Software verlangen und sich nicht mehr auf die freiwillige Aktion von VW einlassen. Darüber hinaus werde das KBA von VW Zeitpläne mit klaren Fristen für eine vollständige Aufklärung der technischen Probleme beim 1,6-Liter-Dieselmotor verlangen.

VW hatte erklärt, bei diesem Motorentyp müssten auch Hardware-Teile nachgerüstet werden, weshalb die Reparatur erst im September 2016 beginnen könne. Laut "Bild" verlangt die Behörde nun eindeutige Fristen für die Vorlage der kompletten Aufklärung und für die technische Lösung.

EU-Kommission kündigt schärfere Abgastests an

EU-Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska forderte den Autokonzern auf, alle Fakten so schnell wie möglich auf den Tisch zu legen. "Diese Affäre muss vollständig aufgeklärt werden, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen", sagte sie der "Bild"-Zeitung. Die Offenlegung sei "im Interesse Volkswagens und der gesamten europäischen Autoindustrie".

Bienkowska kündigte zudem die Verschärfung der Abgastests zur Zulassung neuer Fahrzeuge an. "Bis Ende des Monats werden wir neue Abgastests auf den Weg bringen", sagte sie. Dabei würden "die tatsächlichen Stickstoffemissionen im Straßenverkehr" gemessen. "Die Zeit der Labortests ist vorbei", so die EU-Kommissarin.

Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. Durch eine entsprechende Software wurde bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen als im Normalbetrieb. Die Software wurde weltweit in elf Millionen Dieselfahrzeuge eingebaut.

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