Absurdes Gesetz lässt Baby-Peiniger ungestraft

  27 Mai 2016    Gelesen: 1202
Absurdes Gesetz lässt Baby-Peiniger ungestraft
Der kleine Jacob wurde verprügelt und misshandelt. Doch die Eltern können nichts tun, denn ein absurdes Gesetz verhindert, dass der Verursacher bestraft wird. Jetzt wehren sie sich im Netz.
Das Baby sitzt in der leeren Badewanne und guckt fragend. Eine lilafarbene Ente liegt neben seinem nackten Knie. Lila ist auch der Bluterguss, der sich über seine rechte Gesichtshälfte zieht, vom Kinn bis zur Stirn. Das rechte Auge ist von einer roten Platzwunde gezeichnet. Die Ärzte sagen, die Verletzungen hätten tödlich enden können.

Der kleine Jacob wurde schwer misshandelt, und das ausgerechnet von dem Menschen, dem seine Eltern ihn anvertraut hatten. Der Babysitter und langjährige Freund der Familie soll das Kind aus Sherwood im US-Bundesstaat Oregon schlimm zugerichtet haben. Als die Eltern eines Abends nach Hause kamen, fanden sie ihren Sohn weinend vor, der Babysitter lag schlafend auf dem Sofa.

Erst am nächsten Tag zeigte sich das Ausmaß der Misshandlungen, berichten die Eltern. Schürfwunden, blaue Flecken am ganzen Körper und auf der rechten Gesichtshälfte. Der Babysitter, dessen Namen sie nicht nennen wollen, habe die Misshandlungen sogar gestanden, sagt Jacobs Vater. Er zeigt ihn an.

Babysitter kommt davon

Doch er wird nicht bestraft. Im Gegenteil. Zwei Monate später lässt der zuständige Staatsanwalt die Anklage fallen. Das Gesetz des Staates Oregon aus dem Jahr 2012 ist auf der Seite des mutmaßlichen Täters.

Opfer, die nicht sprechen können, haben schlechte Chancen, dass ihr Peiniger bestraft wird. Wer misshandelt wird, muss nämlich nachweisen, dass ihm "substanzielle Schmerzen" zugefügt wurden. Das Opfer muss also gegen den Täter aussagen. Das aber war dem einjährigen Jacob nicht möglich, denn er kann, wie alle Kinder in seinem Alter, noch nicht sprechen.

Seine Eltern Alicia Quinney und Joshua Marbury sind fassungslos. Sie wollen Gerechtigkeit für ihr Baby. Der 26 Jahre alte Vater stellt die Bilder seines blau geschlagenen Sohnes bei Facebook ein: "Eine Leiche kann nicht erzählen, wer sie getötet hat. Dasselbe soll für ein Baby gelten???", fragt er in dem Posting, das bislang mehr als 390.000 Mal geteilt wurde. "Es muss etwas passieren. Niemand darf ein Kind schlagen und davonkommen, nur weil das Kind nicht erzählen kann, was geschehen ist", fordern die Eltern.

Hilfe aus dem Netz

Jetzt bekommen die Eltern Hilfe. Unter dem Hashtag #JusticeforJacob wird der Fall verbreitet, es solidarisieren sich Menschen in aller Welt. Unterstützer haben eine Online-Petition an das Oberste Gericht von Oregon gerichtet und wollen, dass der Fall neu aufgerollt wird. Mehr als 46.000 Unterschriften sind bislang zusammengekommen. Der zuständige Staatsanwalt hat bereits reagiert. Er habe die Bilder des verprügelten Babys zuvor nicht gekannt, sagt er in einem Interview mit der Zeitung "The Oregonian/Oregon Live": "Als ich diese Fotos dann sah, wurde mir klar, dass man einen anderen Weg einschlagen muss."

Schon länger formiert sich Protest gegen die absurde Gesetzesregelung in dem Bundesstaat. Der kleine Jacob ist nämlich kein Einzelfall, es gibt viele andere Kinder, die davon betroffen sind. Kinderschützer sind längst alarmiert: Denn kein Kind unter fünf Jahren könne gegen einen Täter aussagen, argumentieren sie. Und auch ältere Kinder mit Entwicklungsstörungen oder Sprachschwierigkeiten könnten diese rechtliche Vorschrift nicht erfüllen.

Zwar sieht das Gesetz durchaus eine Strafmöglichkeit bei "Körperverletzung" vor. Aber blaue Flecken und kleinere Schnitte fallen nicht darunter. Zum Entsetzen von Kinderschutzbeauftragten. "Sogar Haustiere sind in Oregon besser geschützt als kleine Kinder", sagt Dan Leonhardt, medizinischer Direktor des Kinderschutzprogramms "Cares Northwest".

Quelle : welt.de

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