In den vergangenen Tagen haben die "Syrischen Demokratischen Kräfte" (SDF), eine Militärkoalition unter Führung der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), Fatisa zurückerobert. Dabei hatten die Milizionäre Unterstützung von Spezialkräften der US-Armee. Delil Souleiman, Fotograf der Nachrichtenagentur AFP, hat mehrere US-Soldaten in Fatisa getroffen.
Es ist der erste Bildbeweis dafür, dass US-Kräfte in den Bodenkrieg in Syrien eingegriffen haben. Sie stehen nur rund 40 Kilometer von Rakka entfernt, der inoffiziellen Hauptstadt des IS.
Fotograf Souleiman zählte rund 20 US-Soldaten in dem Dorf. Sie weigerten sich zwar, mit dem Journalisten zu sprechen, hätten aber auch keine Anstalten gemacht, sich vor dem Reporter zu verstecken. Die Einheit war unter anderem mit einem 40-mm-Granatwerfer vom Typ Mk 47 Striker bewaffnet, der üblicherweise von Spezialeinheiten des US-Militärs eingesetzt wird.
Kurdisches Abzeichen auf US-Uniform
Brisant ist, dass einer der Soldaten ein Abzeichen der kurdischen YPG auf seinem linken Oberarm trägt. Zwar ist es durchaus üblich, dass US-Spezialkräfte die Symbole oder gar Uniformen derjenigen Kräfte tragen, die sie vor Ort unterstützen.
Die YPG gelten aber als syrischer Arm der PKK, die wiederum der Erzfeind der Türkei ist - einem der wichtigsten Verbündeten der US-Regierung in der Region. Das Bild eines US-Soldaten mit YPG-Abzeichen dürfte das Verhältnis zwischen den Präsidenten Barack Obama und Recep Tayyip Erdogan belasten. "Es ist inakzeptabel, dass ein verbündeter Staat das YPG-Abzeichen trägt", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu.
Außerdem droht es, die Befürchtungen arabischer IS-Gegner zu bestätigen, die den USA einseitige Parteinahme zugunsten der Kurden in Syrien vorwerfen.
Brett McGurk, Obamas Sonderbeauftragter für den Kampf gegen den IS spricht im SPIEGEL von rund 300 US-Soldaten, die als Berater in Syrien aktiv seien, um den Vormarsch Richtung Rakka zu koordinieren. Laut Pentagon sei es ihre Aufgabe, "die SDF zu beraten und zu unterstützen" sowie die Koordinaten für Luftschläge zu übermitteln.
Sie kämpften nicht in vorderster Front gegen den IS, heißt es aus Washington. Obama hat den Einsatz von Kampftruppen am Boden mehrfach ausgeschlossen. SDF-Kommandeure zeichnen ein anderes Bild der Lage: Mehrfach sollen die US-Soldaten in Fatisa mit Anti-Panzerwaffen auf mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge gefeuert haben, mit denen Selbstmordattentäter auf das Dorf zugerast waren.
Die SDF zählen derzeit rund 30.000 Kämpfer, etwa 25.000 Kurden und 5000 Araber. Erklärtes Ziel der US-Regierung ist es, weitere arabische Milizen einzugliedern. Das ist wichtig, weil die SDF nun in Gebiete vorrücken, die von arabischen Syrern bewohnt werden - allen voran Rakka. Das Bild des US-Soldaten mit YPG-Abzeichen droht, dieses Ziel nun zu gefährden.
Quelle : spiegel.de
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