23 Olympioniken unter Dopingverdacht

  28 Mai 2016    Gelesen: 725
23 Olympioniken unter Dopingverdacht
Fast zwei Dutzend Sportler, die bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London angetreten sind, stehen unter Dopingverdacht. Auch die Zahl der Verdachtsfälle bei den Spielen in Peking erhöht sich.
Erst 31 überführte Sportler bei Olympia 2008 in Peking, nun 23 weitere positive Tests bei den Sommerspielen in London 2012: Auch bei Olympia in der britischen Hauptstadt vor vier Jahren sind mindestens knapp zwei Dutzend Athleten gedopt an den Start gegangen. Diese müssen nun mit einer Sperre sowie dem Aus für die Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21 August) rechnen. Wie das IOC mitteilte, seien bei der erneuten Analyse von 265 Proben fünf Sportarten und sechs Länder betroffen. Namen der Sportler nannte das IOC nicht, die Öffnung der B-Proben steht noch aus.

"Die Nachtests zeigen erneut unsere Entschlossenheit im Kampf gegen Doping. Wir wollen keine gedopten Sportler in Rio de Janeiro. Darum handeln wir derzeit so schnell", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Der frühere Fecht-Olympiasieger verwies auch darauf, dass er bereits eine Disziplinar-Kommission einberufen habe, die die volle Macht besitze, alle Entscheidungen im Interesse des IOC zu treffen.

14 Sportler aus Russland

Bereits am 17. Mai waren 31 Sportler aus sechs Sportarten und zwölf Ländern bei Nachtests von 454 Proben der Sommerspiele 2008 überführt worden. Diese Zahl wurde nun um eins erhöht, nachdem eine weitere Probe von Peking Unregelmäßigkeiten aufwies. Am Dienstag hatte das russische Olympia-Komitee ROC erklärt, dass von den in Peking überführten Sportlern 14 aus Russland stammen. Davon sollen zehn Medaillengewinner sein, auch prominente Namen wie die London-Olympiasiegerin im Hochsprung, Anna Tschitscherowa.

Wie viele Athleten insgesamt positiv getestet wurden, ist allerdings nicht sicher. Nach Angaben des IOC seien bei einigen Sportlern sowohl Proben von Peking als auch von London untersucht worden. Allen Sportlern droht der Ausschluss von den Spielen in Rio. Mit ersten Sperren wird Anfang Juni gerechnet. Das IOC hatte bei den Nachkontrollen den Fokus auf Athleten gelegt, die noch in Rio an den Start gehen könnten.

DOSB: Wichtige Nachricht für saubere Sportler

Der deutsche Sport begrüßt die Doping-Ermittlungen. "Wir finden es gut, dass die Ergebnisse der Nachtests von Peking und London vor Rio öffentlich werden. So können die Athleten, die 2008 und 2012 betrogen haben, nicht in Rio starten", sagte Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Die Ermittlungen seien eine wichtige Nachricht für die sauberen Sportler. "Und sie dient gleichzeitig der Abschreckung und ist eine Warnung an alle Athleten, die betrügen wollen: Sie können sich nicht sicher fühlen, auch wenn sie Mittel nutzen, die noch nicht nachweisbar sind. Sie können auch sehr viel später noch überführt werden. Wir unterstützen diesen bemerkenswerten Schritt des IOC voll und ganz", sagte Vesper.

IOC: Ausschluss Russlands möglich

Vor allem vor dem Hintergrund der weiteren wichtigen Entscheidungen vor Rio wären weitere Dopingfälle in Russland ein erneuter Rückschlag für die Sport-Großmacht. Voraussichtlich am 17. Juni entscheidet der Weltverband IAAF in Wien über den Olympiastart der russischen Leichtathleten. Diese sind derzeit weiterhin suspendiert und dürfen in Rio nur antreten, wenn die IAAF den russischen Verband RUSAF wieder aufnimmt.

Die Chancen dafür sind allerdings in den vergangenen Wochen gesunken - vor allem wegen der massiven Vorwürfe gegen Russland bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014. Dort sollen nach Angaben des damaligen Leiters des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, unter Mithilfe des Geheimdienstes angeblich über 100 Dopingproben russischer Athleten, darunter 15 Medaillengewinner, ausgetauscht worden sein.

Am Donnerstag vergangener Woche berief die Welt-Anti-Doping-Agentur Richard McLaren zum Chef der Untersuchungskommission. McLaren war bereits Teil des Komitees, das das organisierte Doping in der russischen Leichtathletik aufdeckte. Erste Ergebnisse soll es Mitte Juli geben. Selbst IOC-Präsident Thomas Bach schloss ein gesamten Ausschluss Russlands in Rio zuletzt nicht aus.

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