Wimbledon schreibt Fußballmärchen weiter

  01 Juni 2016    Gelesen: 521
Wimbledon schreibt Fußballmärchen weiter
Das lässt die Herzen aller Fußballromantiker höher schlagen: Im altehrwürdigen Wembley-Stadion gelingt dem AFC Wimbledon der Aufstieg in die 3. Liga. Der Klub, der 2002 von Fans gegründet wurde, sorgt somit für die nächste Sensation im Mutterland des Fußballs.
Das lässt die Herzen aller Fußballromantiker höher schlagen: Im altehrwürdigen Wembley-Stadion gelingt dem AFC Wimbledon der Aufstieg in die 3. Liga. Der Klub, der 2002 von Fans gegründet wurde, sorgt somit für die nächste Sensation im Mutterland des Fußballs.

Das Besondere am AFC: Der Verein hatte sich erst 2002 von Fans neu gegründet und war in der neunten Liga, der Combined Counties League, eingestiegen. Nun bezwang die Mannschaft aus dem Südwesten Londons im Play-off-Finale der League Two Plymouth Argyle mit 2:0 (0:0) und machte vor 57.956 Fans im Wembley-Stadion den sechsten Aufstieg in 14 Jahren perfekt. In der Hauptrunde hatten die Womblys als Siebter nur knapp das Ticket für die Aufstiegs-Playoffs gelöst.

Der traditionsreiche, aber insolvente Vorgänger, FC Wimbledon, war 2002 ins 90 Kilometer entfernte Milton Keynes umgezogen und hatte sich wenig später in Milton Keynes Dons umbenannt. Also gründeten die Fans einen neuen im Stadtteil beheimateten Verein und casteten im Probetraining aus 500 Fußballern 20 Spieler. Bereits zum ersten Freundschaftsspiel im Juli 2002 strömten über 4500 Zuschauer. Der erste Präsident wurde Fan Kris Stewart: "Erst war es eine Schnapsidee. Dann wollten wir uns das Spiel zurückholen."

Vorbild für weitere Fan-Vereine

Bereits in der ersten Spielzeit erreichte der AFC den dritten Platz, in der darauffolgenden Saison holte man ohne eine einzige Niederlage den Meistertitel. Der lange Marsch durch die Ligen begann - nun fand er durch den Aufstieg in die Football League One vorerst seinen Höhepunkt.

Der AFC ist nicht der einzige Verein, der von Fans gegründet wurde. Wimbledon diente auch anderen Klubs in Europa als Vorbild. Mit der Unterstützung von Kris Stewart wurde 2005 der FC United of Manchester von Man United-Fans aus der Taufe gehoben, die sich gegen die Übernahme des Klubs durch US-Investor Malcom Glazer richteten. In Österreich wandten sich die Fans nach der Übernahme durch den Energy-Drink-Konzerns Red Bull ab, gründeten Austria Salzburg neu und drangen zwischenzeitlich bis in die 2. Liga vor. Inzwischen musste allerdings ein Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Auch in Deutschland gibt es mittlerweile einen Fan-Verein. Wegen der von Dietmar Beiersdorfer initiierten Ausgliederung der Profiabteilung des Hamburger SV spaltete sich der HFC Falke ab und startete in der Kreisklasse 5 neu.

Sehnsucht nach Authentizität und Mitbestimmung

Wimbledon stellt, in Zeiten immer anonymerer und gigantischerer Superklubs, ein Gegengewicht dar. Viele Fans sehnen sich nach Mitbestimmung, Authentizität und Nähe. Die überbezahlten Stars werden dem Normalverdiener immer fremder, und der Zuschauer will nicht mehr Kunde, der Verein soll kein Produkt mehr sein, das vermarktet wird. Die teuren Tickets halten die Fans zunehmend von den Profiligen ab, und ziehen sie in die Stadien, in denen die Stadionwurst noch zwei Euro kostet.

Und die unteren Ligen bekommen mediale Unterstützung: Die Landespokalfinals des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem sogenannten "Finaltag der Amateure" verfolgten am vergangenen Samstag bis zu 1,37 Millionen Fernsehzuschauer. Ganz so viele werden es bei den Spielen in der League One bei Wimbledon nicht sein, brisant werden sie aber mit Sicherheit: Erzrivale Milton Keynes Dons spielt ab der kommenden Saison auch wieder in der 3. Liga. Das Team stieg in der abgelaufenen Saison aus der Championship ab.

Quelle: n-tv.de

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