Milchbauern fordern Steuerung der Milchmenge

  04 Juni 2016    Gelesen: 406
Milchbauern fordern Steuerung der Milchmenge
Not leidende Milchbauern sollen Geld bekommen, aber die Probleme wird das nicht lösen, glauben die Landwirte. Nur weniger Milch auf dem Markt lässt die Preise steigen.
Nach der Zusage von Millionenhilfen vom Bund fordern die deutschen Milchbauern weiter, dass die Milchmenge gesteuert wird. Konkret könnten Landwirte, die sich verpflichten, ihre monatliche Lieferung zu reduzieren, zum Ausgleich Hilfsgelder aus dem Topf der Bundesregierung von insgesamt mindestens 100 Millionen Euro beziehen, sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer. "Das käme bei den Bauern direkt an, und die Märkte würden direkt entlastet."

Nach entsprechenden Beschlüssen der Agrarministerkonferenz könnte ein solches System "sofort scharf geschaltet werden", sagte Foldenauer. Derzeit scheitere dies aber am Widerstand von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Nötig seien aber vor allem auch Lösungen auf EU-Ebene. An diesem Montag will sich auch das EU-Parlament mit den Milchpreisen befassen.

Aus betrieblicher Sicht wäre die Drosselung der Milchmenge nach den Worten Foldenauers kein Problem. "Das kann ich über das Futtermanagement machen." Weniger Kraftfutter für die Tiere bedeute auch eine geringere Milchmenge. "Dafür muss keine Kuh geschlachtet werden."

"Kein Mitleid mit Discountern"

Der Milchpreis liegt derzeit teils unter 20 Cent pro Liter, nötig wären aus Sicht des BDM etwa 43 Cent je Liter. Profiteure des Preistiefs seien vor allem die großen Lebensmittelkonzerne und die Molkereiindustrie, sagte Foldenauer. Auch mit den Discountern müsse man "kein Mitleid haben". Zumal die Tiefpreise nicht bei allen Produkten an die Verbraucher weitergegeben würden. "Ich habe noch kein Kühlregal gesehen, in dem beispielsweise Eis billiger geworden wäre."

Wie viele Betriebe in Bayern als dem größten Milchland und deutschlandweit in ihrer Existenz gefährdet sind, lässt sich laut Foldenauer schwer beziffern. Pro Jahr schafften etwa 4.000 der bundesweit 70.000 Betriebe ihre Kühe ab. Kritisch sei die Lage aber vor allem bei den Milchbauern, die dabeibleiben wollen oder müssen. Viele müssten mehrmals zur Bank gehen und um weitere Kredite bitten, um über die Runden zu kommen. Deshalb sei es auch schwierig, in neue oder zusätzliche Betriebszweige wie die Biogasproduktion einzusteigen oder etwa Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten. Denn dafür seien sowohl weitere Investitionen als auch Mehrarbeit notwendig, die viele Betriebe gar nicht leisten könnten.

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