Missbrauchsvorwürfe gegen Jacob Appelbaum

  05 Juni 2016    Gelesen: 575
Missbrauchsvorwürfe gegen Jacob Appelbaum
Der WikiLeaks-Aktivist und Snowden-Unterstützer soll mehrere Menschen sexuell genötigt haben. Appelbaum verlässt deshalb das Tor-Projekt, dessen Sprachrohr er lange war.
Der langjährige WikiLeaks-Aktivist ist ein Vertrauter von Julian Assange und lebt seit rund drei Jahren in Berlin, weil er fürchtet, in den USA für seine Beteiligung an den WikiLeaks-Enthüllungen angeklagt zu werden. Dem SPIEGEL half Appelbaum bei der Berichterstattung über die Snowden-Enthüllungen, in mehreren Artikeln wird er als Mitautor genannt. Zuletzt hatte er als Doktorant an der Technischen Universität Eindhoven im Bereich Post-Quanten-Kryptografie geforscht.

Anonyme Berichte im Netz

Nun sind auf der Seite jacobappelbaum.net mehrere Berichte veröffentlicht worden, in denen die anonymen Verfasser Appelbaum beschuldigen, sie sexuell genötigt, gedemütigt und manipuliert zu haben. Zwei Personen berichten, Appelbaum habe gegen ihren Willen sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen, als sie schliefen beziehungsweise bewusstlos waren. Alle bisher veröffentlichten Berichte legen nahe, dass die Verfasser sehr enge, oft auch intime Beziehungen zu Appelbaum hatten. Inwiefern die geschilderten Erlebnisse der Wahrheit entsprechen und ob eine der Personen Strafanzeige gestellt hat, ist unklar.

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Auf Twitter äußern sich einige prominente Mitglieder der Krypto- und Hacker-Community in der Sache ähnlich, auch wenn sie selbst nicht betroffen sind. Die Sicherheitsforscherin Meredith L. Patterson etwa schreibt, Appelbaum habe wohl "endlich genug Menschen vergewaltigt, damit das Tor-Projekt es nicht länger ignorieren kann". Der Hacker Nick Farr nennt Appelbaum den "charismatischsten Plagiator, Opportunist, Vergewaltiger und Soziopathen", den er kenne.

Das Tor-Projekt kannte die Vorwürfe

Im offiziellen Statement des Tor-Projekts heißt es: "Die Vorwürfe waren nicht für jeden beim Tor-Projekt ganz neu; sie passen zu Gerüchten, die manche von uns schon seit einiger Zeit hören." Von den nun sehr konkreten Berichten sei man "zutiefst verstört". Das Tor-Projekt sei aber keine Untersuchungsbehörde und wolle "das private Benehmen" von Menschen nicht beurteilen. Das Projekt lasse sich nun von einer Kanzlei beraten, die unter anderem auf den Umgang mit "sexuellem Fehlverhalten" (engl. sexual misconduct) spezialisiert sei. Wer sich als Opfer eines Verbrechens fühlt, solle sich an die Polizei wenden.

Der letzte Satz von Geschäftsführerin Steele lautet: "Wir gehen davon aus, dass dies unsere einzige öffentliche Verlautbarung in dieser Angelegenheit sein wird." Appelbaum selbst hat sich noch nicht geäußert.


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