Nach Angaben der Bundespolizei FBI bekannte sich der von den Ermittlern als Omar Mateen identifizierte Mann in einem 911-Notruf bei der Polizei kurz vor der Bluttat zum IS. Die Ermittlungsbehörden legten sich aber zunächst nicht auf ein Motiv fest. Er soll jedoch den Anschlag auf den Boston Marathon genannt haben, berichtet die Washington Post. Es wurde weiter auch in Richtung eines sogenannten Hassverbrechens ermittelt.
Präsident Barack Obama sprach von einem «Akt des Terrorismus und Akt des Hasses». Er ließ alle Fahnen an US-Bundesgebäuden auf Halbmast setzen.
Die größte Muslimorganisation der USA verurteilte das Massaker aufs Schärfste. Nihad Awad vom CAIR (Council On American-Islamic Relations) sagte in Washington: «Wie kann so jemand glauben, für uns zu sprechen? Er ist das Gegenteil von allem, wofür wir stehen, als Muslime und als Amerikaner.»
Der mutmaßliche Täter Mateen ist ein 29-jähriger US-Bürger mit afghanischen Eltern. Er hatte gegen 2.00 Uhr das Feuer auf Besucher des Nachtclubs «Pulse» eröffnet. Etwa drei Stunden später wurde der mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 und einer Handfeuerwaffe ausgerüstete Mann in einem Feuergefecht mit elf Polizisten getötet.
Wie bekannt wurde, arbeitete Mateen für eine Sicherheitsfirma in Florida und erwarb seine Waffen kurz vor der Tat legal. Das konnte er, obwohl das FBI 2013 und 2014 gegen ihn ermittelte. Dabei sei es auch um mögliche Verbindungen zum IS gegangen, sagte ein Vertreter der US-Bundesbehörde vor Journalisten. Mateen habe aber aktuell nicht unter Beobachtung gestanden.
Die Washington Post berichtet, dass Mateen bereits zweimal wegen islamistischer Hassreden vom FBI verhört worden sein soll. Im Jahr 2013 wurden jedoch keine weiteren Ermittlungen eingeleitet, weil sich nicht habe verifizieren lassen, ob der Mann tatsächlich mit Islamisten in Kontakt gestanden habe, wie er zu Kollegen gesagt hatte. Im Jahr 2014 stellte sich heraus, dass Mateen Kontakt zu Moner Mohammad Abusalha gehabt habe, dem ersten US-Bürger, der in Syrien ein Selbstmordattentat verübt habe. Das FBI habe jedoch die Sache nicht weiter verfolgt, weil, so ein anonymer FBI-Mann zur Post, der Kontakt zu Moner Mohammad Abusalha «minimal» gewesen sei.
Diese durchaus irritierenden Aussagen haben den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump zu einer Rücktrittsaufforderung an US-Präsident Barack Obama veranlasst: «In seinen heutigen Bemerkungen hat Obama sich schändlicherweise geweigert, die Wörter ,radikaler Islam‘ zu benutzen», heißt es in einer Stellungnahme des Trump-Teams: «Allein aus diesem Grund sollte er zurücktreten.»
Ob der Mann aber tatsächlich ein überzeugter Islamist war und welche Motive er hatte, ist völlig unklar. Trump forderte die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton auf, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen, weil auch sie die Wörter «radikaler Islam“ nicht verwendet habe.
«Was in Orlando passiert ist, ist erst der Anfang», schrieb Trump. Auf Twitter schrieb Trump, Obama solle zurücktreten, wenn er jetzt nicht über die Gefahr des radikalen Islamismus in den USA spreche.
Nach Medienberichten wurde Mateen in New York geboren und lebte in Port St. Lucie in Florida. Er fuhr mit einem Mietauto ins rund 170 Kilometer entfernte Orlando.
Obama sprach mit Blick auf die Wahl des Mordziels sichtlich erschüttert von einem «Anschlag auf uns alle und auf die fundamentalen Werte der Gleichheit und Würde, die unser Land definieren».
Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Schwule gehegt habe. Omar sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. «Sie tun das, und mein Sohn sieht zu», habe er gesagt.
Mateens 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, ihr Mann sei gewalttätig und unberechenbar gewesen. Sie bezeichnete ihn als nicht sehr religiös.
In Orlando und dem Bezirk Orange wurde der Ausnahmezustand erklärt. Damit können schneller Bundesmittel für die Ermittlungen in die Stadt gelangen. Floridas Senator Marco Rubio und Behördenvertreter riefen zu Blutspenden auf. Schon kurz darauf bildeten sich an mehreren Orten der Stadt lange Schlangen Tausender spendenbereiter Bürger.
Der Polizei zufolge hatte der Mann im Club «Pulse» im Herzen Orlandos kurz vor Schließung zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen.
Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden. Die Beamten verschafften sich eigenen Angaben zufolge unter anderem mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang zum Club. Dieser ist laut Medienberichten keine große Halle, sondern ein verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen.
Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. «Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden», sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei «sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen».
Der Club war Mina zufolge mit mehr als 300 Menschen gut besucht. Laut Medienberichten stand eine «Latin Night» auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse, als viele Menschen tanzten.
Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Folge – mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. «Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.»
Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung.
In mehreren Städten, so in Washington, wurden die Sicherheitsvorkehrungen für am Sonntag geplante Schwulen-Paraden im Zuge des «Gay Pride Month» Juni verschärft. In Kalifornien nahm die Polizei im Vorfeld eines Festumzuges in Los Angeles einen Mann mit einem Waffenarsenal in seinem Auto fest. Es gebe aber keine Verbindung zu dem Massaker in Orlando, wurde betont.
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