Der Grund für den Rücktritt könnte die Kritik an Kefers Vorgehen beim Bauprojekt Stuttgart 21 gewesen sein. Der Manager ist seit 2010 für das Milliardenprojekt verantwortlich. Nachdem vor zwei Wochen bekannte wurde, dass der bisherige Kosten- und Zeitplan für den Bau eines neuen unterirdischen Durchgangsbahnhofs samt Zubringerstrecken wahrscheinlich nicht zu halten ist, wuchs die Kritik an Kefer.
Aufsichtsratsvizechef Alexander Kirchner, der auch Vorsitzender der Gewerkschaft EVG ist, bemängelte, noch vor drei Monaten habe der Vorstand erklärt, es sei alles in Ordnung. Dies habe sich jetzt als falsch erwiesen, sagte Kirchner.
Bei Stuttgart 21 ist nach der jüngsten Bestandsaufnahme der Bahn die angepeilte Inbetriebnahme Ende 2021 in Gefahr. Es könnte dem internen Bericht zufolge bis zu zwei Jahre länger dauern. Außerdem ist der finanzielle Puffer von 500 Millionen Euro fast aufgebraucht. Bislang liegt der vom Aufsichtsrat festgelegte Finanzierungsrahmen bei 6,5 Milliarden Euro. Von den Projektpartnern sind knapp 6 Milliarden Euro als Investitionsbudget genehmigt.
Laut Bahn-Gutachten sind bei dem Bauvorhaben seit Ende 2012 durch externe Faktoren Kostenrisiken in Höhe von 623 Millionen Euro hinzugekommen. Allein 166 Millionen Euro davon gingen auf das Konto von verzögerten Baugenehmigungen. Eine veränderte Tunnelbauweise, um Schäden durch das aufquellende Mineral Anhydrit zu vermeiden, schlägt mit 144 Millionen Euro zu Buche.
Obwohl längst an diversen Orten gebaut wird, ist das Projekt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt noch immer hoch umstritten. Bei den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl im März hatte das Projekt noch einmal Spannungen hervorgerufen. Grüne und CDU konnten sich lange nicht auf eine Formulierung einigen, wie die Regierung mit möglichen Mehrkosten umgehen soll. Am Ende hieß es diplomatisch, in Gesprächen mit der Bahn halte man am Ziel fest, sich nicht über die vom Land zugesagten 930 Millionen Euro hinaus an dem Milliarden-Vorhaben zu beteiligen.
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