Stein von Hausdach auf Identitären-Demo geworfen

  16 Juni 2016    Gelesen: 489
Stein von Hausdach auf Identitären-Demo geworfen
Von einem Dach wurde laut Polizei am Samstag unter anderem ein Stein auf die Identitären-Demo in Wien geworfen. Ein 17-Jähriger wurde schwer verletzt, es wird wegen Mordversuchs ermittelt.

Die Aufarbeitung der Auseinandersetzung zwischen linken und rechten Extremisten von vergangenem Samstag in Wien hat seit Donnerstagmorgen zumindest strafrechtlich eine andere Qualität bekommen: Die Polizei, deren Einsatzkräfte selbst zwischen die gewalttätigen Fronten geraten waren, hat bei der Staatsanwaltschaft einen Mordversuch angezeigt.

Opfer ist ein junger Mann aus der Reihe der Identitären. Der 17-jährige deutsche Staatsbürger war am Samstag von einem Stein am Kopf getroffen worden. Er erlitt dabei eine Blutung im Gehirn und musste operiert werden.
Bisher waren die Behörden davon ausgegangen, dass die Verletzung die Folge des „normalen“ Hagels von Steinen, Flaschen, Eisenstangen und Feuerwerkskörpern war, der von den Gegendemonstranten aus auf Polizei und Identitäre niederging. Nach weiterführenden Ermittlungen scheint klar: Der das Opfer verletzende Stein wurde von einem Hausdach aus gezielt geworfen.

Aber warum Mordversuch? „Wer aus dieser Höhe große Steine in eine Menge wirft, nimmt den Tod eines Menschen billigend in Kauf“, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

In Position gebracht hat sich der oder die Unbekannte auf dem Dach des Gebäudes Goldschlaggasse 2. Der Altbau grenzt an den Neubaugürtel. Genau dort war am Samstag um 15.35 Uhr die Gruppe der rechtsextremen Identitären wegen einer Blockade durch vermummte Linksextreme und andere, nicht gewalttätige Gegendemonstranten zum Stehen gekommen. Für einen Angreifer von oben war der Zug ein leichtes Ziel. Aus einer Höhe von 17 Metern warf er (oder sie) zumindest einen weißen Kübel und jenen mehr als faustgroßen Stein, der das Opfer traf.

Seit dem Demo-Samstag ist die Polizei nahezu rund um die Uhr beschäftigt, die Ereignisse aufzuarbeiten. Das betrifft sowohl den eigenen, vor allem von Gegendemonstranten und Grünen kritisierten Einsatz von Pfefferspray, als auch die Aufklärung anderer Straftaten. Mit Stand Donnerstagmorgen waren diesbezüglich 15 Stunden Videomaterial untersucht.

Eisenstangen lagen bereit

Weil die gesamte Auseinandersetzung in ideologisch prekären Milieus stattfand, führt das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung die Ermittlungen. Im Zuge der Befragungen zum Vorfall mit dem Schwerverletzten gaben mehrere Zeugen schlüssig und unabhängig von einander an, zum Zeitpunkt, als der 17-Jährige zusammenbrach, auf dem Dach von Goldschlaggasse 2 eine unbekannte Person gesehen zu haben, die von dort Gegenstände warf. Bei der anschließenden Beweissicherung im Haus bestätigten sich die Angaben. Die Fahnder fanden eine aufgebrochene Tür zum Dachboden und ebendort eine geöffnete Luke, über die zuvor jemand auf das Dach gestiegen war. Der Täter hatte dort sogar weitere Wurfgegenstände, unter anderem Eisenstangen und Kübel, nach der Flucht zurückgelassen.

Weil die Uhrzeit, aber auch der von den Zeugen beschriebene Tathergang mit den eigenen Aufzeichnungen und den Ermittlungsergebnissen zusammenpassen, hat man beim Staatsschutz keine Zweifel am Inhalt der Befragungen. Bisher sind bei der Sichtung der Aufnahmen – im Einsatz waren ein Kamerabus, ein mit Kamera ausgestatteter Helikopter sowie 14 polizeiliche Filmteams – keine Bilder des Steinwerfers aufgetaucht. Die Polizei hofft deshalb darauf, dass die Szene von Passanten aufgezeichnet wurde, und sich diese unter der Telefonnummer 01/31310-74035 melden.

Ein weiterer Ermittlungsansatz führt über die Baustelle am Nachbargrundstück, über die der Täter vermutlich in das Haus Goldschlaggasse 2 gelangt war. Auf dem Baustellenkran war in großer Höhe ein Transparent mit der Aufschrift „Nationalismus raus aus den Köpfen“ angebracht. Die Polizei sucht nun nach Personen, die etwas über die Entstehung des Transparentes wissen.

Quelle: diepresse.com


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