Grund für den Kostenunterschied sei, dass Gazprom Miteigentümer der Nord Stream-Pipeline ist. „Gazprom als Aktionär des Projekts wird sich selbst Transport-Gebühren zahlen. Die Gebühr für den Transport über Nord Stream 2 liegt bei 2,10 Dollar je tausend Kubikmeter pro hundert Kilometer. Die Transport-Gebühr über die Ukraine beläuft sich auf 2,50 Dollar – dies bedeutet, dass der Transport durch die Ukraine 20 Prozent teurer ist“, sagte Miller.
Für Deutschland bedeute ergebe sich daraus, dass Gas über Nord Stream im Endeffekt etwa 1,6 Mal günstiger sei als über die zentrale Route durch die Ukraine. Zudem müsse die Ukraine ihre Anlagen modernisieren. „Für den Fall, dass die Ukraine Investitionsgelder findet, ergibt sich dort sogar eine Gebühr von etwa 4,6 Dollar“, so Miller weiter. Die Ukraine ist faktisch pleite und hat einen Staatsbankrott nur mithilfe von Geldern der EU und des Internationalen Währungsfonds abwenden können.
Miller deutete an, dass die höheren Kosten letztendlich die Kunden betreffen werden: „Für Gazprom führt der Transit von 30 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Ukraine zu Extra-Kosten von 25 bis 43 Milliarden Dollar. Es sollte geklärt werden, wer für diese Kosten aufkommt.“ Russlands Energieminister machte am Donnerstag indes klar, dass es trotz rechtlicher Auseinandersetzungen wegen Tarifänderungen durch die Ukraine keine Änderungen des Liefervertrages zwischen Russland und der Ukraine geben werde.
Teile der EU versuchten in der Vergangenheit, das Nord Stream-Projekt zu sabotieren – offiziell, um die starke Abhängigkeit von Russland im Energiesektor zu dämpfen. Ein besonderes Interesse daran haben amerikanische Energiekonzerne, die den Russen den europäischen Markt für Erdgas und den globalen Markt für Erdöl streitig machen wollen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel beschwichtigte bereits. Nord Stream 2 dürfe die Versorgungssicherheit osteuropäischer Staaten nicht gefährden. „Aus politischer Sicht ist mir wichtig, dass sowohl die Ukraine als auch die Slowakei nicht in unangemessener Weise getroffen werden durch das Projekt“, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit dem slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico laut Reuters. Hintergrund ist die Sorge etlicher osteuropäischer Länder, dass Russland künftig Gas nicht mehr durch die Ukraine und Polen nach Westen schicken könnte, sondern nur noch durch die Ostsee direkt nach Deutschland. Dann würden die osteuropäischen Länder etwa Durchleitungsgebühren verlieren.
Es müsse sichergestellt werden, dass „nicht eine völlige Kappung dieser Leitungen stattfindet“, sagte Merkel. Deutschland unterstütze deshalb neue trilaterale Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und der EU-Kommission. Die Frage der Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Eingreifens in der Ostukraine habe mit dem Pipeline-Projekt nichts zu tun, wird sie von Reuters zitiert.
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