Das Wort "zlatanera" wurde vor ein paar Jahren vom Rat für die schwedische Sprache als neue Kreation akzeptiert. Es fußt auf dem Verhalten von Zlatan Ibrahimovic. Schwedens Superstar sagte selbst mal, es würde beschreiben, "wenn du etwas dominierst oder etwas auf deine eigene Weise tust. Dann machst du den Zlatan".
Es gibt in Schweden auch das Jante-Gesetz, bestehend aus zehn Regeln, die gesellschaftliche Umgangsformen beschreiben. Eine lautet: Du sollst nicht glauben, dass du mehr bist als wir. "Alle sind gleich – eine seltsame schwedische Mentalität", sagte er mal. Die Botschaft war: Darauf pfeife ich, kommt mir ja nicht mit so einem Pipifax. Das brachte er nun mal wieder zum Ausdruck, auf seine sehr spezielle Art.
Als Schweden nach dem Albtraum bei der EM gegen Italien ein böses Erwachen erlebte, lag deswegen ein Hauch von Revolution in der Luft. Der Auftritt von Ibrahimovic im fernen Frankreich beim 0:1(0:0) hatte dessen Heimat in Aufruhr versetzt. König Zlatan war in Ungnade gefallen, manch einer rüttelte sogar schon offen am Thron des Idols.
"Die Fans vergöttern ihn und schenken ihm grenzenlose Liebe, aber er würdigte sie nicht einmal eines Blickes. Das ist eine Schande", schrieb die Zeitung "Expressen". Ibrahimovic, immerhin Kapitän der Mannschaft, hatte es gewagt, verärgert über die schmerzhafte Niederlage in die Kabine zu stürmen – ohne sich zuvor bei den Anhängern in Toulouse für deren fantastische Unterstützung zu bedanken.
Die wartenden Journalisten speiste Zlatan mit ein paar knappen Sätzen ab, und das auch noch auf Italienisch – eine Frechheit! "Das war vollkommen inakzeptabel, Zlatan!", sagte der ehemalige Kapitän der Eishockey-Nationalmannschaft, Sanny Lindström. Es sei die Aufgabe des Spielführers, auch an schlechten Tagen Stellung zu nehmen. "Ibra ist der Größte und der Beste, eine Ikone, ein Idol", aber so gehe es nicht.
Auch Mitspieler kritisieren Ibrahimovic
Das denkt offenbar auch mancher Mitspieler. "Ja, als Kapitän sollte er das vielleicht tun", sagte der Hamburger Albin Ekdal auf die Frage, ob Ibrahimovic nicht wie seine Kollegen zu den Fans hätte gehen sollen. Diese hätten der Mannschaft trotz erneut nicht überzeugender Leistung, trotz jetzt zweier Spiele ohne Torschuss applaudiert.
Nationaltrainer Erik Hamren wollte sich jedoch nicht an der Revolte beteiligen. "Man muss die Menschen akzeptieren, wie sie sind, Menschen sind unterschiedlich", sagte er. Ibrahimovic sei schlicht enttäuscht gewesen, das gelte es, zu verstehen und zu akzeptieren.
"Schenk uns ein Wunder, Zlatan"
Leipzigs Emil Forsberg, der von den Medien als "Schwedens größter EM-Flop" bezeichnet wurde, sagte: "Ich verstehe ihn." Das späte Siegtor Italiens durch Eder (88.) habe die Mannschaft wie ein Blitz getroffen, "da ist es doch normal, dass du enttäuscht bist".
Forsberg nahm sich mit Blick auf das letzte Gruppenspiel am Mittwoch gegen Belgien (21.00 Uhr) in Nizza selbst in die Pflicht. "Ich kann`s viel besser", sagte er.
Für die ernüchterten Fans in der Heimat aber ist trotz aller Diskussionen um den eitlen Superstar klar, wer`s jetzt richten muss. "Schenk uns ein Wunder, Zlatan!", schrieb "Svenska Dagbladet".
Quelle: welt.de
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