Gastritis: Wenn der Magen verrückt spielt

  20 Juni 2016    Gelesen: 1101
Gastritis: Wenn der Magen verrückt spielt
Eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut ist tückisch: Sie entwickelt sich schleichend - und kann auf lange Sicht zu Magengeschwüren bis hin zu Magenkrebs führen.
Manchmal reagiert der Magen hochempfindlich: Ärger und Stress können ihm ebenso zusetzen wie zu scharfes Essen, zu viel Alkohol oder zu viel Kaffee. Das äußert sich durch Beschwerden wie Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch oder eine allgemeine flaue Befindlichkeit. Auch Verdauungsprobleme oder Durchfall treten manchmal auf. Solche Symptome können Anzeichen für eine Magenschleimhautentzündung sein, also für eine Gastritis.

Häufig gehen Betroffene in eine Apotheke, kaufen nach Beratung ein rezeptfreies Mittel und nehmen es ein. Manchmal reicht das. Doch nicht immer ist eine Selbstmedikation sinnvoll. "Wenn Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten oder sehr plötzlich auftreten, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden", sagt die Apothekerin Ursula Sellerberg, Pressesprecherin bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Mediziner erkundigen sich nach dem Ernährungsverhalten und nach den Lebensumständen und untersuchen den Oberbauch per Ultraschall. "Um bei der Diagnose aber auf Nummer sicher zu gehen, wird eine Magenspiegelung gemacht", sagt Matthias Ebert von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Direktor der II. Medizinischen Klinik an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Verschiedene Formen

"Grundsätzlich wird zwischen einer akuten und einer chronischen Magenschleimhautentzündung unterschieden", sagt Ebert.

Die akute Gastritis wird zum Beispiel durch verdorbenes Essen, Alkohol oder bestimmte Medikamente ausgelöst und klingt oft schnell wieder ab.

Anders verläuft die chronische Gastritis. Anfangs zeigen sich keinerlei Symptome, sie entwickelt sich schleichend. Warnsignale können neben Schmerzen im Oberbauch, Blähungen, Mundgeruch und ein Völlegefühl sein. Unterschieden wird bei einer chronischen Gastritis zwischen Typ A, Typ B und Typ C.

"Am häufigsten ist eine Gastritis vom Typ B", sagt Ebert. Ausgelöst wird sie durch den Magenkeim Helicobacter pylori. Oft bereitet das Bakterium keinerlei Probleme oder Schädigungen. Es kann aber auch sein, dass es den Abwehrmechanismus des Magens schwächt und die Magenschleimhaut infiziert. "Unbehandelt kann dies zu Magengeschwüren bis hin zu Magenkrebs führen", erklärt der Mediziner und Heilpraktiker Thomas Sokollik aus Kreuztal (NRW). Therapieren lässt sich der Magenkeim häufig mit Antibiotika, die im Schnitt über ein bis zwei Wochen eingenommen werden müssen.

Seltener ist die Gastritis-Form vom Typ A. Aufgrund eines Immundefekts greifen hier Antikörper die Magenschleimhaut an. "Je nach Fall können Medikamente verabreicht werden, die die Wirkung der Magensäure eindämmen", sagt Ebert.

Eine Gastritis vom Typ C geht häufig auf eine chemische Entzündung zurück, die etwa durch Schmerzmittel ausgelöst wird. Wer häufiger solche Präparate nimmt, sollte das mit seinem Arzt besprechen.

"Betroffene mit fortgeschrittenen Veränderungen in der Magenschleimhaut sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen, da sie unter Umständen ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs haben", empfiehlt Ebert. Je früher Tumore entdeckt werden, desto größer sind die Heilungschancen.

Auch vorbeugend kann man laut Sellerberg etwas tun: "Weniger Stress, eine möglichst fettarme Kost sowie mehrere kleine Mahlzeiten am Tag statt wenige große."


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