Die Professionalisierung des Ladendiebs

  21 Juni 2016    Gelesen: 763
Die Professionalisierung des Ladendiebs
Mehr als zwei Milliarden Euro jährlich verliert der Einzelhandel in Deutschland durch Diebstahl. Immer mehr Diebe sind in professionellen Banden organisiert.
Die Schäden durch Ladendiebstahl in Deutschland nehmen zu. 2015 wurden Waren mit einem Verkaufswert von rund 2,24 Milliarden Euro entwendet. Das zeigt eine aktuelle Studie des Kölner Wirtschaftsinstituts EHI. Insgesamt stieg der wirtschaftliche Schaden durch Diebstahl im Vergleich zum Vorjahr um 100 Millionen Euro, sagte Frank Horst, Leiter des Forschungsbereichs Inventurdifferenzen und Sicherheit beim EHI. Im gesamten Einzelhandel ließen sich die Inventurdifferenzen, bewertet zu Verkaufspreisen, auf vier Milliarden Euro aufsummieren. Die durchschnittliche Inventurdifferenz entspricht dem Institut zufolge rund einem Prozent des Umsatzes. Die Verfasser der Studie schätzen, dass 2,24 Milliarden Euro auf Diebstähle durch Kunden zurückzuführen sind.

Der Studie zufolge nimmt vor allem der Diebstahl durch professionelle Banden zu. Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass allein durch straff organisierte kaukasische Tätergruppen jährlich Waren im Wert von 250 Millionen Euro im Einzelhandel gestohlen werden, teilte das Wirtschaftsinstitut mit. Zählt man andere Diebesbanden, beispielsweise aus dem Balkan und anderen europäischen Nachbarländern oder dem nordafrikanischen Raum dazu, entfällt nach EHI-Schätzungen rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Bandendiebstähle und organisierte Kriminalität.

Auch die angezeigten Ladendiebstähle sind laut polizeilichen Angaben um 7,1 Prozent gestiegen. 391.401 Fälle wurden 2015 angezeigt, im Vorjahr lag die Zahl noch bei 365.373. Dabei hätten gerade die schweren Ladendiebstähle in den vergangenen acht Jahren zugenommen. Aber auch den eigenen Mitarbeiter werden Diebstähle in Höhe von 810 Millionen Euro zugeschrieben. 340 Millionen Euro an Warenverlust werden laut der Studie Lieferanten und Servicekräften angelastet. Die restlichen 640 Millionen Euro entfallen auf organisatorische Mängel.

Kameras zur Diebstahlabwehr

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Im Lebensmittelhandel werden der Studie zufolge vor allem Parfüms und Kosmetika, Rasierklingen, Tabakwaren, Alkohol, aber auch Kaffee und Babynahrung geklaut. Im Textilhandel sind neben Accessoires wie Gürteln oder Tüchern vor allem hochwertige Damenmarken und Funktionsbekleidung Ziel der Diebe. Im Elektronikbereich zeigt sich ein auffällig hoher Schwund bei Tonträgern, Smartphones samt Zubehör, Speicherkarten, Druckerpatronen und Elektrokleingeräten. Baumärkte bemängeln das Verschwinden von Akkuschraubern, Werkzeugen und LED-Leuchtmitteln.

Die ansteigenden wirtschaftlichen Schäden haben die Ladenbesitzer dem EHI zufolge dazu bewogen, die Ausgaben für Präventionsmaßnahmen zu erhöhen. Demnach gab der Handel gut 0,3 Prozent des Umsatzes für Sicherheit aus. Konkret wurden für Technik und Personal zum Diebstahlschutz rund 1,3 Milliarden Euro ausgegeben. Die Händler setzen verstärkt auf Kameraüberwachung.


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