Die USA als einzige Supermacht: „Rächendes Schwert der Globalisierung“

  24 Juni 2016    Gelesen: 688
Die USA als einzige Supermacht: „Rächendes Schwert der Globalisierung“
Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind die USA zwar die einzige Supermacht – doch ihr Versuch, die Welt nach ihrem Gutdünken umzubauen, ist gescheitert. So heißt es in einem Kommentar im Hinblick auf die jüngste Äußerung des russischen Präsidenten zum Thema.

Die russische Onlinezeitung vz.ru schreibt: „Wladimir Putins Äußerung, die USA seien die einzige Supermacht, hat zum Teil erstaunliche Reaktionen ausgelöst: Mancher betrachtete diese Worte beinahe als Schmeichelei gegenüber Washington. Doch der Präsident sagte nur die Wahrheit, die für uns überhaupt nicht bitter ist.“

Putin hatte kürzlich im Laufe des Petersburger Wirtschaftsforums gesagt: „Amerika ist eine Großmacht – derzeit wohl die einzige Supermacht. Wir akzeptieren das. Wir wollen mit den Vereinigten Staaten arbeiten und sind dazu bereit (…) Doch wir brauchen nicht, dass sie sich ständig in unsere Angelegenheiten einmischen und uns vorzeichnen, wie wir leben müssen; dass sie Europa dabei stören, die Beziehungen mit uns aufzubauen.“

Die Onlinezeitung kommentiert nun: „Zu einer Supermacht waren die Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieges aufgestiegen – wie auch die UdSSR. Knapp ein halbes Jahrhundert lang bestimmten die beiden Länder die Geschichte der Menschheit (…) Dass die Sowjetunion verschwand, betrachtete Washington als seinen Sieg im Kalten Krieg – und begann global mit dem Aufbau einer Welt nach dem amerikanischen Muster. Dies kann als unipolare Welt oder als atlantische Globalisierung bezeichnet werden – Hauptsache, die USA sahen sich nicht bloß als Spitzenreiter der ganzen internationalen Gemeinschaft, sondern auch als Lehrer, Bestrafer und Organisator.“

„Nicht alles wurde offen deklariert, doch die allgemeine Bewegungsrichtung war klar: Die Vereinigten Staaten wollten innerhalb einer kurzen Zeit die Welt nach ihren Gutdünken umbauen, damit sie in allen Bereichen – Sicherheit, Welthandel, Wirtschaft, Kultur, Werte und sogar Familienbeziehungen – die Regeln bestimmen können. Die restlichen Zivilisationen sollten die Führerschaft und das Auserwähltsein der USA anerkennen oder mit dem rächenden Schwert der Globalisierung konfrontiert werden“, so der Kommentar.

„Dieser Plan war offensichtlich absurd und unerfüllbar – allerdings nicht in den Augen vieler atlantischer Strategen. Die riesiger militärische, finanziell-wirtschaftliche und propagandistische Überlegenheit der USA über alle anderen Länder, das Wahrnehmen der Vereinigten Staaten als Spitzenreiter des geeinten Westens, aber auch die messianische Überzeugung vom eigenen Rechthaben – all dies ermöglichte den Angelsachen, ihre Pläne für eine globale Herrschaft als umsetzbar zu betrachten“, schreibt vz.ru.

„Die Globalisatoren gingen davon aus, dass die Geschichte zu Ende sei, das neue Rom weltweit gesiegt habe und dessen Herrschaft nun verankert werden müsse. Der Afghanistan- und der Irak-Krieg waren Schritte in dieser Richtung. Man wollte mit militärischer Gewalt ins Zentrum Eurasiens eingreifen, den Greater Middle East umformatieren und Ausganspunkte schaffen, um die beiden wichtigsten asiatischen Mächte Russland und China unter Druck zu setzen. Ausgerechnet China wurde von den USA als potenzielle Hauptbedrohung für ihre Hegemonie betrachtet, doch man wähnte sich in der Lage, das chinesische Wirtschaftswachstum in einem geopolitischen Rahmen zu halten“, heißt es weiter.

„Doch im letzten Jahrzehnt ist es mit bloßem Auge zu sehen, dass eine Welt nach dem amerikanischen Muster nicht stattgefunden hat – und nie mehr stattfinden wird. Die Finanzkrise im Jahr 2008 entblößte die ganze Gekünsteltheit und die fantastischen Ausmaße der Spekulativität jenes globalen Finanzsystems, das das Herz und den Motor der Globalisierung nach amerikanischer Art ausmachte“, schreibt die russische Onlinezeitung.

Sie stellt fest: „Der Nahe Osten und die islamische Welt im Allgemeinen verwandelten sich zu einem brodelnden Kessel, den keiner der Akteure von außen mehr kontrollieren kann. Russland begann, seine nationalen Interessen hart zu verteidigen. Der Iran gab dem Druck des Westens nicht nach, China schaffte sich einen Freiraum im globalen Spiel. Europa und Japan, die noch unter dem US-Protektorat stehen, streben mehr Selbständigkeit an. Und was am wichtigsten ist: Die Menschheit mit der Vielfalt ihrer Zivilisationen und Kulturen weigert sich strikt, sich den Regeln einer ‚nach amerikanischer Art“ gebauten Welt zu unterwerfen.“

Quelle: sputniknews.com

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