Soldaten seien in das Viertel eingedrungen – die letzte IS-Hochburg in der Stadt, sagte der Chef der dort eingesetzten Anti-Terror-Einheit, General Abdul-Wahab al-Saadi. Die Ende Mai begonnene Operation in Falludscha sei damit beendet. "Die Stadt ist vollständig befreit", sagte Al-Saadi. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder aus dem Zentrum des Viertels, wo Soldaten singend und Fahnen schwenkend ihren Erfolg bejubelten.
Die Ende Mai gestartete Offensive auf die Hochburg der islamistischen Terrormiliz wurde von Luftangriffen der westlichen Koalitionstruppen unter US-Führung unterstützt. Die Offensive hat nach UN-Angaben mehr als 85.000 Menschen aus Falludscha und dem Umland in die Flucht getrieben. Helfer haben massive Probleme, die große Zahl erschöpfter Flüchtlinge bei hohen Temperaturen in der Wüste zu versorgen. Den Hilfsorganisationen fehlen nach eigenen Angaben Geld, Wasser, Zelte und Medikamente. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat bisher erst rund 20 Prozent des Geldes bekommen, das es für die Versorgung von Flüchtlingen imIrak braucht.
Falludscha liegt rund 70 Kilometer westlich von Bagdad an einer wichtigen Versorgungsroute unter anderem nach Syrien. Die Großstadt war seit Januar 2014 unter IS-Kontrolle und nach der nordirakischen Stadt Mossul seine wichtigste Hochburg im Land. Die IS-Kämpfer hatten im Sommer 2014 weite Teile Syriens und des Irak erobert und in den unter ihre Kontrolle gebrachten Gebieten ein Kalifat ausgerufen. Nach der Rückeroberung von Falludscha ist Mossul, im Norden des Landes gelegen, die letzte sich noch in der Hand der Dschihadisten befindliche irakische Großstadt. Auf sie will die Armee als nächstes vorrücken.
Der IS in der Defensive
Auch im Nachbarland Syrien steht das von der Terrormiliz ausgerufene Kalifat unter Druck. Bei einem Luftangriff auf eine vom IS gehaltene Stadt im Osten Syriens starben am Samstag 82 Menschen. Unter den Opfern sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 58 Zivilisten. Aktivisten machten für die Bombardierung syrische und russische Flugzeuge verantwortlich. Syriens Militär hatte in der Vergangenheit immer wieder Ziele in der Gegend attackiert, weil der IS dort ein Ausbildungslager hat. Kuria liegt in der Provinz Dair as-Saur, die zum IS-Kerngebiet gehört.
Auch in anderen Teilen Syriens sieht sich der IS derzeit schweren Angriffen ausgesetzt. Im Norden des Landes rückten kurdische Truppen mithilfe von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition tiefer in die Stadt Manbidsch vor, wie das Militärbündnis mitteilte. Die Stadt nahe der türkischen Grenze wird seit 2014 von den Dschihadisten beherrscht und liegt an einer wichtigen Versorgungsroute des IS aus dem Nachbarland.
Vergeltungsakte gegen die Sunniten
Die Offensive gegen Falludscha hat jedoch die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verschärft. An den Kämpfen im sunnitischen Kernland des Iraks sind auch mehrere berüchtigte schiitische Milizen beteiligt. Sunnitische Politiker und Menschenrechtler werfen ihnen Vergeltungsakte gegen Sunniten im Umland von Falludscha vor. Viele Sunniten im Irak sehen sich von der schiitischen Mehrheit diskriminiert, was als wichtige Ursache für die Stärke des IS gilt.
Tags: