Tschüss Deutschland! Fachkräfte kehren in die Türkei zurück

  20 Oktober 2015    Gelesen: 734
Tschüss Deutschland! Fachkräfte kehren in die Türkei zurück
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Türkei setzt auch eine Welle der Remigration vieler junger Deutscher-Türken ein. Alleine in den vergangenen Jahren sollen mehr als 250.000 junge Menschen in das Land ihrer Großväter zurückgekehrt sein. Meistens sind sie Fachkräfte mit einem abgeschlossenem Studium oder einer fertigen Ausbildung.

Seit Jahren wirbt der deutsche Arbeitsmarkt händeringend um Fachkräfte. Der demographische Wandel stellt die deutsche Politik vor große Herausforderungen und zunehmend wird auch um Fachkräfte aus dem Ausland geworben. Doch immer mehr junge Deutsch-Türken kehren in die Türkei zurück, um dort zu arbeiten und ihr Geld zu verdienen.

Sie sind in der Regel gut qualifiziert und gehen dem deutschen Arbeitsmarkt verloren. Ausschlaggebend dafür ist meist Diskriminierung und Benachteiligung im Heimatland. Viele von ihnen haben einen deutschen Pass und sind auch dort geboren. Eine Studie, die zurzeit von der Türkisch-Europäischen Stiftung für Bildung und wissenschaftliche Forschung (TAVAK) durchgeführt wird, zeigt nun, dass auch nach Jahrzehnten des Zusammenlebens sich Deutsch-Türken immer wieder benachteiligt fühlen. Das fängt meist schon im Bewerbungsgespräch an, so die Stiftung zu den bisherigen Zwischenergebnissen auf Nachfrage der Deutsch Türkische Nachrichten.

Türken sind für die deutsche Wirtschaft unentbehrlich

Nach Angaben der Stiftung leben derzeit 2.950.000 Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland. Davon besitzen nur 1.020.000 die deutsche Staatsbürgerschaft. 1.930.000 hätten ihre türkische Staatsbürgerschaft ebenso wie ihren Status als Ausländer behalten. Personen türkischer Herkunft machen im Augenblick gut 31 Prozent der knapp neun Millionen Einwanderer in Deutschland. Rund 720.000 von ihnen sind Mieter, während 230.000 in ihren eigenen Häusern leben. Die durchschnittliche Haushaltsgröße beträgt 3,9 Personen und das durchschnittliche Einkommen liegt bei 2.020 Euro, was ein Gesamteinkommen türkischer Mitbürger in Deutschland von 16.5 Milliarden Euro bedeute

Die wirtschaftlichen Beziehungen, die so entstehen konnten sind unverzichtbar: Während 92.000 türkeistämmige Unternehmen in Deutschland 450.000 Arbeitnehmer beschäftigen, ist Deutschland der größte Abnehmer türkischer Produkte. Die Länder verbindet traditionell eine gute wirtschaftliche Beziehung zueinander, sagt der Präsident der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer, Rolf Königs, im Gespräch mit den Deutsch-Türkischen Nachrichten (mehr hier).

Wirtschaftliche Chancen in der Türkei besser

Viele der von der TAVAK Befragten gaben an, dass Diskriminierung oft schon in Bewerbungsgesprächen anfange: Hat man einen nicht deutsch klingenden Namen, würden die Chancen direkt sinken. Dies geschehe trotz gleicher Qualifizierung. Probleme in Deutschland seien neben der Diskriminierung auch die hohe Arbeitslosigkeit. Weiterhin sei ein entscheidender Faktor, dass die gut ausgebildeten Deutsch-Türken auf dem türkischen Arbeitsmarkt sehr begehrt seien. Viele Rückkehrer seien es auch einfach leid, immer wieder gegen Vorurteile kämpfen zu müssen, auch wenn sie schon lange Teil der deutschen Gesellschaft sind.

Weiterhin geht aus der Untersuchung hervor, dass die Rückbesinnung auf traditionelle türkische Werte und Religion in derselben Zeit stark zugenommen hat.

Gleichzeitig seien die „Almanci“, noch an ihre Heimat gebunden. Sie treffen sich unter einander, empfangen deutsches Fernsehen und lassen sich deutsche Lebensmittel in die Türkei schicken.

Auch die Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung beobachtet bei den Türkeistämmigesn eine vermehrte Rückwanderung. Deren Zahlen liegen allerdings etwas darunter. In der Tagungsdokumentation „Migrationstrends hochqualifizierter Türkeistämmiger“ heißt es: „(…) seit 2006 liegen die Fortzüge über den Zuzügen. Zwischen 2006 und 2012 sind insgesamt 208.494 Personen aus der Türkei nach Deutschland und 245.483 Personen aus Deutschland in die Türkei eingewandert.“

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