Italien will Rache für die Schmach von Kiew

  28 Juni 2016    Gelesen: 535
Italien will Rache für die Schmach von Kiew
Zwei Giganten Europas, zwei Fußballnationen mit großer Tradition, zwei Rivalen mit gemeinsamer Vergangenheit. Spanien gegen Italien - bei der EM kommt es zu einem Achtelfinalduell, das Endspielcharakter hat.
Wien, 22. Juni 2008, EM-Viertelfinale. Cesc Fàbregas tritt zum Elfmeter an, gerader Anlauf, einige Schritte zum Ball. Er trifft die Kugel optimal und befördert sie flach in die richtige Ecke. Wenige Momente werden zur Ewigkeit. Gianluigi Buffon springt in die falsche Richtung, kann den Einschlag nicht verhindern. Italien am Boden, Spanien obenauf. Die Iberer werden am Ende des Turniers den EM-Titel gewinnen. Im Endspiel düpiert Fernando Torres Philipp Lahm und Jens Lehmann. Die lange Durststrecke ohne Trophäen ist für Spanien vorbei.

Doch was passiert, verwandelt Fàbregas den entscheidenden Elfmeter nicht und Spanien scheitert an Italien? Würde es die Dynastie des spanischen Fußballs dann überhaupt jemals geben? Wahrscheinlich schon, aber nur in abgeschwächter Form. Die Spanier sind Ende der 2000er das Nonplusultra im Weltfußball. Barcelona dominiert die Königsklasse, die Furia Roja kopiert den Erfolg bei internationalen Turnieren. Trotzdem: Italien hätte der eine entscheidende Stolperstein sein können, der die spanischen Träume zerstört. So wie Italien viele Träume bereits davor und auch danach zerstört.

Als Spanien Italien zerlegte

Kiew, 1. Juli 2012. Dieses Mal duellieren sich Spanien und Italien im Finale um die Europameisterschaft. Spanien glänzt im Turnierverlauf selten, wird aufgrund des stürmerlosen Spiels vielfach kritisiert. Italien schlägt derweil Deutschland im Halbfinale mit 2:1. Ist die Zeit der Spanier abgelaufen? Mitnichten. Die Mannschaft von Vicente del Bosque zerlegt die Squadra Azzurra in ihre Einzelteile.

Es wird eine Machtdemonstration sondergleichen. Angetrieben vom kongenialen Duo Xavi und Andrés Iniesta lassen die Iberer den Ball unnachahmlich laufen. Das Spielgerät gleitet ohne Unterbrechung durch die Reihen. Und am Ende dieser herrlichen Passstafetten netzen die Spanier den Ball viermal ein. Buffon und seine Abwehr sind allenfalls Komparsen bei dieser Glanzvorstellung. Endergebnis: 4:0. Eine Schmach für die stolzen Italiener.

Tiki-Taka ist vewundbar

Vier Jahre später stehen sich Spanien und Italien wieder gegenüber, an diesem Montag (ab 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in der K.o.-Runde der Europameisterschaft im Stade de France. Dieses Mal geht es um den Einzug ins Viertelfinale. Spanien scheint sich bereits von der Schmach der letzten WM erholt zu haben. Die Tiki-Taka-Veteranen wähnen sich schon im zweiten Frühling, dann kommt die 1:2-Niederlage gegen Kroatien am letzten Gruppenspieltag.

Die Abwehr der Spanier ist - wie zuvor befürchtet - behäbig, Torhüter David de Gea zu allem Überfluss auch noch anfällig. Was gegen die Türkei wunderbar funktioniert, klappt gegen tempostarke Kroaten nur phasenweise. Del Bosques Team schenkt den Gruppensieg her und wird mit den Italienern als Gegner beschenkt.

Scheußlich effektiv

Diese wurden schon vor Turnierstart abgeschrieben. Trainer Antonio Conte würden die Stars fehlen. Claudio Marchisio? Kreuzbandriss. Marco Verratti? Leistenoperation. Wer soll denn da die Fäden im Mittelfeld ziehen? Contes Antwort: Niemand. Italien tut das, was es schon immer am besten konnte. Es überlistet den Gegner. Die Spiele der Squadra Azzurra sind keine fußballerischen Leckerbissen. Aber sowohl die hochtalentierten Belgier als auch Ibrahimovics Schweden gehen in die Knie. Italiens Konter sind wie Stiche ins Herz - brutal effektiv.

Die Italiener waren schon immer Traumzerstörer. Nur Spanien konnte sich zuletzt erfolgreich wehren. Die Vorzeichen haben sich geändert, die Charakteristika beider Teams nicht. Auf der einen Seite steht Spanien, das Besitz über den Ball ergreift. Das Autorität ausstrahlen möchte. Auf der anderen Seite steht Italien. Spezialisiert aufs Kontern, gewieft im Verteidigen und rundherum scheußlich für jeden Gegner.

Mannschaften wissen, was sie erwartet, wenn sie mit Spanien das Feld betreten. Das macht die Iberer nicht weniger gefährlich, aber noch lange nicht so unangenehm. Denn mal ehrlich: Wer möchte gegen Italien antreten?

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