Die AfD habe zwar in erster Linie den Islam im Visier, sagte Schuster. Doch ihre Ablehnung könne sich auch gegen eine andere Minderheit richten, wenn es der Partei opportun erscheine. Die neuen rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien hätten einen erheblichen Anteil an der Polarisierung. Sie schadeten massiv der politischen Kultur. Intolerante Ansichten über Muslime und über Ausländer sowie Antisemitismus, gekleidet in einer Kritik an Israel, fänden sich inzwischen bis in die Mitte der Gesellschaft. Doch es gehe nicht allein um Juden und Muslime oder um Flüchtlinge, sondern "um unser Land", sagte der Zentralratspräsident.
Wenn der Kampf gegen Hass und Gewalt nicht aufgenommen werde, "haben wir schon verloren", sagte Schuster. Darauf habe schon vor Jahren der frühere Zentralratspräsident Paul Spiegel hingewiesen. Er sei froh, dass es in diesem Punkt einen großen Konsens mit den Kirchen gebe. Erst vor wenigen Wochen sei ein weiteres Bündnis, ein interreligiöses Projekt, ins Leben gerufen worden, das intoleranten Tendenzen entgegenwirken solle. Unter dem Titel "Weißt du, wer ich bin?" unterstützten die beiden großen christlichen Kirchen, der Zentralrat der Juden und vier muslimische Verbände lokale interreligiöse Flüchtlingsinitiativen.
Bereits Anfang Mai hatte der Zentralrat der Juden die religionspolitischen Beschlüsse der AfD im Grundsatzprogramm der Partei kritisiert. "Die programmatischen Beschlüsse der AfD (...) haben die religionsfeindliche Haltung dieser Partei glasklar deutlich gemacht. Damit verlässt die AfD den Boden unseres Grundgesetzes", sagte Präsident Josef Schuster. Vor allem die gegen den Islam gerichteten Passagen im Programm zeigten die Intoleranz und Respektlosigkeit der Partei gegenüber religiösen Minderheiten. Die Ausführungen im Parteiprogramm seien "der durchsichtige Versuch, unsere Gesellschaft zu spalten und das friedliche Miteinander zu hintertreiben".
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