Der umstrittene Einwurftrick der wilden Isländer

  29 Juni 2016    Gelesen: 770
Der umstrittene Einwurftrick der wilden Isländer
Islands Kapitän Gunnarsson sorgt mit weiten Einwürfen für große Gefahr in den gegnerischen Strafräumen. Die Veranlagung liegt in der Familie. Doch eigentlich verstößt seine Technik gegen eine Regel.
Nach Islands 2:1-Erfolg über England im EM-Achtelfinale ist ganz Europa auf der Suche nach der Erfolgsformel der Wikinger. Neben großem Einsatz und absolutem Teamgeist hat das Spiel der Isländer vor allem eines: Hand und Fuß.

Denn nicht nur mit den Füßen sind die Isländer gut am Ball, auch mit den Händen. Allen voran Ober-Wikinger Aron Gunnarsson. Die Einwürfe des Kapitäns sind so lang und präzise wie bei keinem zweiten Spieler dieser EM. Gegen England zahlte sich einer dieser weiten Einwürfe aus.

Die Hereingabe des 27-Jährigen flog bis tief in den englischen Strafraum, wo Kári Árnason den Ball mit dem Kopf verlängerte und letztlich Ragnar Sigurdsson zum 1:1-Ausgleich traf. Nur Zufall? Auf keinen Fall. Denn die Engländer hätten gewarnt sein müssen.

Eine echte Handball-Familie

Schon im zweiten Gruppenspiel der Isländer gegen Österreich fiel auf exakt dieselbe Weise ein Tor für die Nordeuropäer. Weiter Einwurf Gunnarsson, Kopfballverlängerung Árnason, nur der Abschluss kam damals von Jón Dadi Bödvarsson.

Dass Gunnarsson so viel Power in den Armen hat, kommt nicht von ungefähr. Der Fußballprofi des Zweitligisten Cardiff City kommt nämlich aus einer echten Handballer-Familie. Sein Vater war ein Topspieler, sein Bruder Arnór Thór spielt beim Bergischen HC in der Bundesliga und ist isländischer Nationalspieler.Und auch Aron Gunnarsson war bis zu seinem 15. Lebensjahr aktiver Handballer. Erst dann entschied er sich endgültig für den Fußball.

Einen Haken haben die gewaltigen Einwürfe des Isländers jedoch: Sie sind regelwidrig. Denn statt den Ball mit beiden Händen hinter dem Kopf hervorzuwerfen, nutzt er eigentlich nur die rechte als Wurfhand. Die linke führt er lediglich seitlich am Ball mit. Das ist seit dem 1. Juni von der Fifa ausdrücklich verboten. Im Regelwerk steht seither geschrieben: "Einwürfe müssen mit beiden Händen ausgeführt werden. Nicht mit einer Hand und einer Stützhand."

Doch weder Schiedsrichter Marciniak aus Polen noch seinem Kollegen Skomina aus Slowenien fiel der Trick auf. Und so wird Gunnarsson auch im Viertelfinale gegen Frankreich wieder weit einwerfen. Die Gastgeber sollten gewarnt sein.

Quelle : welt.de

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