Schießerei in Wien: Einer der Angeschossenen ist Polizeischüler

  04 Juli 2016    Gelesen: 845
Schießerei in Wien: Einer der Angeschossenen ist Polizeischüler
Der 49-jährige Bosnier traf den jungen Beamten in Bauch und Oberschenkel. Ein zweiter Polizist kämpft ums Überleben, er ist erst seit wenigen Wochen im Dienst.

Bei den beiden Polizisten, die am Samstagabend nach einem gescheiterten Überfall auf einen Supermarkt in Wien-Penzing vom Täter angeschossen und schwer verletzt worden sind, handelt es sich nach Informationen der APA um junge Beamte, die noch in Ausbildung standen bzw. diese erst vor wenigen Wochen abgeschlossen hatten. Letzterer kämpfte am Sonntagnachmittag im Wiener AKH ums Überleben.

Der Täter - ein 49 Jahre alter Bosnier - hatte einem aus Kärnten stammenden Polizisten in den Kopf geschossen. Der Beamte war dem Vernehmen nach erst im vergangenen Mai in den Exekutivdienst übernommen worden. Der zweite Schwerverletzte, der von zwei Kugeln in den Bauch und den Oberschenkel getroffen wurde, war ein Polizeischüler, der eine Funkstreifen-Besatzung zu der Billa-Filiale begleitete, nachdem bei der Polizei um 18.10 Uhr eine Alarmmeldung eingegangen war.

Der Zustand des in den Kopf getoffenen Beamten sei "äußerst kritisch", räumte Paul Eidenberger, der Sprecher der Landespolizeidirektion, ein: "Er liegt auf der Intensivstation und kämpft ums Überleben." Der angeschossene Polizeischüler war am Sonntag demgegenüber bereits wieder ansprechbar. Offizielle Angaben zum Alter und Dienstgrad der angeschossenen Kollegen machte die Polizei weiter keine. Die Angehörigen und die an der Amtshandlung beteiligten Beamten wurden vom Psychologischen Dienst des Innenministeriums betreut. Die drei Supermarkt-Angestellten überstanden den Raubüberfall körperlich unversehrt, waren aber schwer geschockt. Ihrer nahm sich ein Kriseninterventionsteam der Gemeinde Wien an.

Polizei geht von Profi aus

Die Polizei glaubt, dass es sich bei dem Täter um einen Profi gehandelt hat, der in der Vergangenheit ähnliche Überfälle begangen hat. "Der Modus Operandi passt zu anderen, bisher nicht geklärten Raubüberfällen. Wir gehen davon aus, dass das eher kein Zufall sein kann", meinte Eidenberger. Offiziell scheinen gegen den 49-Jährigen zwar keine Vormerkungen auf. Die Polizei hält es aber für möglich, dass der Mann eine Namensänderung vornehmen hat lassen. "Das wird derzeit überprüft", sagte Eidenberger. Dass es sich bei dem Bosnier um keinen Gelegenheitskriminellen gehandelt haben dürfte, untermauert zudem der Umstand, dass er seine Schusswaffe mit einem - hierzulande verbotenen - Schalldämpfer versehen hatte.

Der Mann hatte sich am Samstagabend kurz vor Geschäftsschluss in räuberischer Absicht in eine auf der Hütteldorfer Straße gelegene Billa-Filiale begeben. Als der Supermarkt um 18 Uhr geschlossen wurde, verbarg er sich vor den Angestellten und trat auf den Plan, nachdem diese sich vom Verkaufsbereich in die Büro- und Lagerräumlichkeiten begeben hatten und mit der Abrechnung der Tageseinnahmen beschäftigt waren. Er bedrohte die drei Angestellten - zwei Frauen und ein Mann - mit einer mit einem Schalldämpfer versehenen Pistole, forderte das Geld aus dem Tresor und fesselte die Mitarbeiter mit Kabelbindern. Dem 18 Jahre alten Angestellten gelang es allerdings, für den Täter unbemerkt Alarm auszulösen, der um 18.10 Uhr bei der Polizei einging.

Insgesamt drei Funkstreifen machten sich in weiterer Folge auf den Weg zu dem Supermarkt. Die erste Besatzung, die wenige Minuten später den Tatort erreichte, versuchte, über den Hintereingang in das geschlossene Geschäft zu gelangen. Die Tür war abgesperrt, worauf die Beamten klopften und sich als Polizisten zu erkennen gaben. Der Räuber reagierte kaltblütig und war keineswegs zur Aufgabe bereit. "Er hat eine Mitarbeiterin gezwungen, zur Tür zu gehen, aufzusperren und zu sagen, dass alles in Ordnung ist", berichtete Polizeisprecher Eidenberger. Den insgesamt drei Polizisten kam die Situation jedoch spanisch vor, sie bedeuteten der Angestellten, die den Befehl ausgeführt hatte, aus dem Geschäft zu treten und zu ihnen zu kommen.

Daraufhin zeigte sich der bis dahin nicht sichtbare bewaffnete Räuber. Er stürmte zur Tür und gab - wie Eidenberger betonte - unverzüglich Schüsse auf die Polizisten ab. Der junge, aus Kärnten stammende Beamte erlitt den Kopfschuss, der Polizeischüler wurde zwei Mal im Bauch- und Oberschenkelbereich getroffen. Eine dritte Kollegin kam zu Sturz und wurde dabei leicht verletzt. Zumindest einem der Beamten gelang es, von seiner Dienstwaffe Gebrauch zu machen - der Räuber wurde von einem Projektil getroffen, was ihn aber nicht daran hinderte, seine Flucht fortzusetzen.

Auf Flucht in leere Wohnung eingebrochen

Über ein unmittelbar neben dem Lagerraum gelegenes Stiegenhaus lief er in dem Gebäude-Komplex, in dem der Supermarkt untergebracht ist, in den zweiten Stock. "Dort ist er in eine Wohnung eingebrochen, die zu die

sem Zeitpunkt zum Glück leer war", gab Eidenberger bekannt. Der verletzte Räuber durchwühlte die Räumlichkeiten, ehe er durch ein Fenster auf ein einen Stock tiefer gelegenes, Richtung Innenhof ausgerichtetes Vordach sprang. Bei der Landung verletzte sich der 50-Jährige jedoch am Bein und war nicht mehr in der Lage, die Flucht fortzusetzen. Er verschanzte sich auf dem Dach hinter einer Mauer vor dem mittlerweile eingetroffenen Großaufgebot der Wega.

Erst mithilfe eines Polizeieinsatzhubschraubers konnte er in seinem Versteck aufgespürt werden. Eine im Hubschrauber befindliche Spezialkamera erfasste den Täter, der Standort wurde umgehend den Wega-Beamten kommuniziert, die - wie Eidenberger darlegte - ohne diese Unterstützung kaum eine Chance gehabt hätten, den Räuber zu finden. Auf Zuruf der Einsatzkräfte zückte der 50-Jährige neuerlich seine Pistole und schoss. Die Wega-Beamten erwiderten das Feuer, der Räuber wurde mehrfach getroffen und tödlich verletzt. Eine Obduktion wurde angeordnet.

Quelle: diepresse.com

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