Kunden lieben Diesel-Autos

  05 Juli 2016    Gelesen: 860
Kunden lieben Diesel-Autos
Die brummende Konjunktur mit ihrer hohen Beschäftigung sorgt für rege Nachfrage nach Neuwagen. Das kommt selbst für Branchenexperten einigermaßen überraschend. Zudem läuft es auch auf den anderen Märkten rund.
Dieselskandal hin, Feinstaubbelastung her: Noch nie sind in Deutschland in den ersten sechs Monaten eines Jahres mehr Diesel-Pkw verkauft worden als von Januar bis Juni 2016. Insgesamt 812.000 Diesel-Autos wurden neu zugelassen, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. VDA-Präsident Matthias Wissmann erklärte, die Branche verfolge die Strategie "weg vom Öl" mit großem Engagement. Ein Ende des Verbrennungsmotors 2030 aber sei "weder klimapolitisch, industriepolitisch noch sozialpolitisch sinnvoll".

Insgesamt stieg die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland von Januar bis Juni um sieben Prozent auf gut 1,73 Millionen Autos. Damit zeige der Markt "eine Vitalität, die manche nicht erwartet hatten", erklärte Wissmann. Die gute Konjunktur insbesondere in Westeuropa führe dazu, dass die Hersteller in den vergangenen zwölf Monaten 15.600 Beschäftigte einstellen konnten - im April waren damit 801.100 Mitarbeiter in den Stammbelegschaften beschäftigt. Allein im Juni legte der Absatz auf Jahressicht um acht Prozent auf 339.600 Fahrzeuge zu. Für das gesamtjahr rechnet der Verband mit einem Plus von drei Prozent auf 3,3 Millionen Fahrzeuge.

Die Kunden seien nach wie vor von den Vorteilen des modernen Diesel überzeugt, erklärte Wissmann. Je schneller und je mehr Fahrzeuge der Euro-6-Norm auf die Straße kämen, desto größer sei der Fortschritt für die Luftqualität.

Der VDA-Präsident räumte ein, dass die Branche beim Diesel "in manchen Fällen den Bogen überspannt" habe. "Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim." Volkswagen hatte im September nach Ermittlungen in den USA eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen die Abgaswerte beschönigt zu haben. Die Hersteller seien für den künftig vorgeschriebenen Straßentest (Real Driving Emissions Test), der ab Januar schrittweise eingeführt werden soll, erklärte Wissmann. Dabei wird der Stickoxid-Ausstoß unter echten Fahrbedingungen und nicht im Labor gemessen.

Die Zukunft alternativer Antriebe und Kraftstoffe liegt ist nach Wissmanns Einschätzung aber noch weit. Selbst Unternehmen, die sich sehr ehrgeizige Ziele zur Elektromobilität setzten, gingen davon aus, dass 2030 noch zwei Drittel der Neuwagen mit Verbrennungs- oder Hybridmotoren fahren werden, erklärte er.

Auch auf den anderen großen Pkw-Märkten läuft es nach Aussage des VDA gut. "Der bisherige Jahresverlauf zeigt, dass 2016 erneut ein Wachstumsjahr wird", sagte der VDA-Präsident. Für Westeuropa erwartet der Verband ein Absatzplus von 5 Prozent auf 13,8 Millionen Einheiten. Der US-Markt für leichte Fahrzeuge (LV) legt nach Ansicht des VDA in diesem Jahr um 1 Prozent auf 17,5 Millionen Einheiten zu. In China werden die Neuzulassungen gar um 8 Prozent auf knapp 21,7 Millionen Einheiten steigen.

"Die drei großen Automobilmärkte, die zusammen zwei Drittel des Weltmarktes ausmachen, bleiben auf Wachstumskurs", sagte Wissmann. Schwach zeigten sich dagegen weiterhin Russland, Brasilien und Japan. Insgesamt werde der weltweite Pkw-Markt um 3 Prozent wachsen und damit erstmals die 80-Millionen-Marke überschreiten, sagte er.

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