Deutscher Bernsteinhändler unterschrieb Kaufvertrag für Chinesen

  05 Juli 2016    Gelesen: 846
Deutscher Bernsteinhändler unterschrieb Kaufvertrag für Chinesen
Ein Bernsteinhändler aus Idar-Oberstein hat den Kaufvertrag über den Flughafen Hahn für den chinesischen Käufer unterzeichnet. Nach Angaben der Landesregierung hat der Mann keine große Rolle gespielt – nach FAZ.NET-Informationen gibt es aber durchaus Verbindungen von Schanghai an die Nahe.
Ein Bernsteinhändler aus Idar-Oberstein hat für den chinesischen Käufer des Hunsrück-Flughafens Hahn den Vertrag unterschrieben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Dienstag unterzeichnete Hans-Werner Müller als Vertreter für die Shanghai Yiqian Trading (SYT). Die „Wirtschaftswoche“ und das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ hatten dies zuvor berichtet.

Das rheinland-pfälzische Innenministerium verwies auf die Anwaltskanzlei von SYT. Der Bernsteinhändler verwies gegenüber „Report Mainz“ auf einen Geheimhaltungsvertrag, den er unterzeichnet habe. Daher dürfe er sich zur Sache nicht äußern.

Debakel um Frankfurt-Hahn: China-Geschäfte schon häufiger in Region gescheitert
Der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium Randolf Stich bestritt gegenüber "Report Mainz", dass Müller eine größere Rolle gespielt habe. Das Magazin berichtete aber, der Edelsteinhändler sei einem engen Mitarbeiter von Innenminister Roger Lewentz (SPD) schon lange vor der Ausschreibung und den Vertragsverhandlungen persönlich bekannt gewesen.

Chinesischer Bevollmächtigter kaufte Bernstein in Idar-Oberstein
Nach Informationen von FAZ.NET war Yu Tao Chou, Bevollmächtigter der Shanghai Yiqian Trading Company, als Pilot von Yangtze River Express mehrfach auf dem Hahn. Diese Besuche soll er unter anderem dafür genutzt haben, um in Idar-Oberstein, bekannt als Edelsteinstadt, Bernsteine zu erwerben. Die Steine sind in China sehr beliebt. Nach Ansicht von Fachleuten kennt der Investor Deutschland und die hiesigen Geschäftspraktiken durchaus. Der Sinologe Siegfried Englert, der sich mit einem eigenen Unternehmen um den Erwerb des Hahn bemüht hat, sagte FAZ.NET, man solle bei der SYT „keinen taoistischen Mystizismus“ vermuten.

„Report Mainz“ zitierte am Dienstag zudem aus einer teilweisen Abschrift des Businessplans, die dem Magazin vorlag und den der chinesische Investor Prüfern der rheinland-pfälzischen Landesregierung vorgelegt habe. Darin heißt es demnach, dass sich die chinesische Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express am Flughafen Hahn abermals engagieren wolle. Die Frachtflugkapazitäten sollten verdoppelt werden. Weitere Luftfahrtgesellschaften der „Sky Team Cargo Allianz“ sollten ebenfalls für ein Engagement am Flughafen Hahn gewonnen werden. Zudem wolle der Investor ein Luxushotelprojekt sowie ein Altenwohnheim realisieren und in die mittlerweile stillgelegte Hunsrück-Eisenbahn investieren.

Staatssekretär zu Gesprächen in Schanghai
Wegen der wachsenden Irritationen um die chinesischen Käufer des Flughafens ist der rheinland-pfälzische Innenstaatssekretär Randolf Stich am Dienstag zu einem Besuch in China eingetroffen. Stich werde Gespräche mit der Shanghai Yiqian Trading und chinesischen Behörden führen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag in Mainz. Der Besuch soll bis zu diesem Mittwoch dauern. Der verschuldete Flughafen im Hunsrück gehört bisher zu 82,5 Rheinland-Pfalz, zu 17,5 Prozent Hessen.

Innenminister Lewentz hatte das Verkaufsverfahren zunächst gestoppt, nachdem der Käufer eine Zahlung für Grundstücke versäumt hatte. Damit ist auch die Entscheidung des Landtags in Mainz über den Verkauf auf Eis. Das Parlament berät in einer Sondersitzung an diesem Donnerstag darüber. Das Ministerium bestätigte Berichte, nach denen die SYT bei der Prüfung durch KPMG vor dem Verkauf teils mit Rot bewertet wurde. Der Sprecher verwies darauf, dass es sich um eine Unklarheit im Handelsregister zur Gesellschafterstruktur gehandelt habe. Nach einer Änderung der Struktur sei die rote Bewertung am 30. Mai - vor dem Verkauf - aufgehoben worden.


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