So begründet die Richterin das Strafmaß für den Superstar

  07 Juli 2016    Gelesen: 913
So begründet die Richterin das Strafmaß für den Superstar
Lionel Messi beteuert, dass er keine Kenntnis von einem Steuerbetrug hatte. Die Richterin sieht das anders. Das Strafmaß für den Argentinier ist wohl aus einem bestimmten Grund genau abgepasst.

Lionel Messi ist wohl noch einmal davongekommen. Der Superstar vom FC Barcelona wurde zwar zu 21 Monaten Gefängnis wegen Steuerhinterziehung verdonnert. Jedoch wird der 29-Jährige wahrscheinlich keinen Knast von innen sehen müssen.

Die Gesamthöhe von Messis Steuerbetrug wurde auf 4,1 Millionen Euro beziffert. Eine stattliche Summe. Die Richter könnten sich aber bewusst dafür entschieden haben, ein Strafmaß auszusprechen, welches unter 24 Monaten liegt. Haftstrafen bis zu zwei Jahren werden in Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten normalerweise zur Bewährung ausgesetzt. Zudem handelt es sich um eine nicht gewaltsame Tat, was mildernd hinzukommt.

Die Vorsitzende Richterin Mercedes Armas Galve wandte sich trotzdem mit klaren Worten an den mehrmaligen Weltfußballer. Aus gutem Grund. Messis Unwissenheit vom Steuerbetrug sei vermeidbar gewesen, sagt die Richterin des Landgerichts in Barcelona. Sie schrieb in einem Statement, dass ihn seine "vermeidbare Ahnungslosigkeit" nicht von Verantwortung freispreche. Die Informationen, die Messi fehlten, seien für ihn zugänglich gewesen.

Messi bekommt einen Schuss vor den Bug

Deswegen haben sich die Richter wohl auch nah an die Marke von 24 Monaten angenähert. Das ließe sich durchaus als Schuss vor den Bug für den Argentinier verstehen. Eine Signalwirkung hat das Urteil ohnehin. Viele hatten gemutmaßt, Messi käme dank seines "Promi-Bonus" mit einem blauen Auge, sprich einer Geldstrafe, davon. Sein mitangeklagter Vater und Manager, Jorge Messi, erhielt dasselbe Strafmaß.

Zwischen 2007 und 2009 soll Messi mithilfe seines Vaters und Beratern das spanische Finanzamt betrogen haben. Es geht um Einnahmen aus Bildrechten. Messi beteuerte bei seinem Gerichtstermin im Juni: "Ich wusste davon nichts. Ich habe meinem Vater vertraut."
Der FC Barcelona will Messi uneingeschränkt zur Seite stehen. Das schrieb der Klub in einer Stellungnahme auf seiner Homepage. Von Vereinsseite war deutlich die Bestürzung über das Urteil zu erkennen – es sei zu hart gewesen. Der Spieler trage "keine strafrechtliche Verantwortung", begründete der Klub. Ein Kommentator von "Mundo Deportivo", so etwas wie ein Hausblatt des FC Barcelona, sprach zudem von einer "Verfolgung" von Messi und warnte, das Urteil sei sehr gefährlich für den spanischen Fußball. "Will man denn, dass er Spanien verlässt?"

Messi und der Mafia-Boss-Vergleich

Ganz anders sieht es der frühere englische Nationalspieler Gary Lineker. Der 55-Jährige schrieb auf Twitter: "Messi bekam 21 Monate Haft wegen Steuerbetrugs, geht aber nicht ins Gefängnis. Steuerbetrüger aus aller Welt werden nach Spanien ziehen wollen." Spanische Zeitungen zogen auch gleich den Fall von Ana Pantoja heran: Die berühmte spanische Folkloresängerin musste 2014 ins Gefängnis, obwohl sie wegen Geldwäsche "nur" zu 24 Monaten Haft verurteilt worden war. Die Justiz habe damals vom normalen Vorgehen abgesehen, um an der bekannten Persönlichkeit ein Exempel zu statuieren, analysierten Medien damals.

Die Staatsanwaltschaft hatte vor dem Urteil gegen Messi dafür plädiert, das Verfahren gegen den Fußballer einzustellen, weil er sich gar nicht um finanzielle Dinge gekümmert habe. Entgegen der Forderung der Staatsanwaltschaft hatten die Anwälte des Finanzamts aber nicht nur für den Vater, sondern auch für den Fußballer Haft gefordert. Der Chefanwalt des Finanzamtes verglich Messi sogar mit einem Mafiaboss. Ähnlich wie ein "Capo" – ein Mafiapate – kenne Messi vielleicht nicht die Details des ihm vorgeworfenen Betrugs, "wohl aber das Ergebnis", hieß es.

Das Urteil des Landgerichts in Barcelona fiel, kaum dass Messi eine bittere sportliche Niederlage verdauen musste. Ende Juni hatte er mit der argentinischen Nationalmannschaft bei der Copa America in den USA die dritte Finalpleite in Serie hinnehmen müssen. Bei der Niederlage gegen Chile im Elfmeterschießen verschoss der Superstar in East Rutherford/New Jersey einen Elfmeter. Danach erklärte er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Messi kann das Urteil vor dem Obersten Spanischen Gerichtshof infrage stellen.

Quelle: n24.de

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