Schütze in Dallas war offenbar Einzeltäter

  09 Juli 2016    Gelesen: 785
Schütze in Dallas war offenbar Einzeltäter
Die Behörden gehen mittlerweile davon aus, dass der Angreifer alleine gehandelt hat. Offenbar sympathisierte er jedoch mit militanten Schwarzenorganisationen. Präsident Barack Obama verkürzt seinen Europa-Besuch.
Der Schütze von Dallas handelte nach Angaben des Ministers für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten wohl alleine. Da am Tatort so viele Schüsse abgegeben wurden, sei die Polizei zunächst davon ausgegangen, dass mehrere Angreifer beteiligt gewesen sein, sagte Jeh Johnson. Es gebe auch keine Hinweise, dass der Afghanistan-Veteran eine Verbindung „zu einer internationalen Terrororganisation hatte oder von dieser inspiriert war“.

Dennoch prüfen die Behörden weiter, ob möglicherweise Hintermänner beteiligt waren oder es Mitwisser gab. ,„Wenn es sie gibt, werden wir sie finden, und sie werden Gerechtigkeit erfahren“, sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott. Unklar blieb, was es mit drei Festgenommenen auf sich hat, von denen die Polizei in der Nacht gesprochen hatte. Bei dem Angriff wurden fünf Polizisten getötet.

Der Polizei zufolge hieß der getötete Täter Micah Johnson und war 25-Jahre alt. Sie fand in seiner Wohnung jede Menge Waffen und paramilitärisches Material, auch zum Bombenbau, sowie Schutzwesten, Munition, Gewehre und ein Handbuch für den bewaffneten Kampf.Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht

Auch wenn Johnson möglicherweise alleine agierte, zumindest ideologisch scheint er militanten Schwarzenorganisationen nahegestanden zu haben. Entsprechende Hinweise finden sich auf seiner mutmaßlichen Facebook-Seite, die im Verlauf des Tage von dem Internet-Netzwerk gelöscht wurde.

Auf einem Foto ist der junge Afroamerikaner mit erhobener rechter Faust zu sehen, einer typischen Geste der Black-Power-Bewegung früherer Jahrzehnte. Er trägt eine bunte Tunika im afrikanischen Stil. Im Hintergrund ist die rot-schwarz-grüne Afromerikanische Flagge zu sehen, die in der Bewegung für die Rechte der Schwarzen in den sechziger Jahren populär war.

Ein anderes Foto zeigt die Schwarzweißzeichnung einer Faust und die Worte „Black Power“. Als „likes“ werden mehrere radikale afroamerikanische Gruppierungen genannt. Dazu gehören die New Black Panther Party (NBPP) und die Nation of Islam. Beide vertreten antisemitische und Weißen-feindliche Positionen, wie die auf die Bekämpfung des Rassismus spezialisierte Organisation Southern Poverty Law Center hervorhebt.

Eine weitere offenbar von Johnson favorisierte Gruppierung nennt sich African American Defense League. Sie wird von einem Ideologen namens Mauricelm-Lei Millere angeführt, der sich selbst als Psychotherapeuten, Poeten und schwarzen Nationalisten bezeichnet.

Nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen den 37-jährigen Afroamerikaner Alton Sterlin am Dienstag im Bundesstaat Louisiana hatte Millere zu blutiger Vergeltung aufgerufen: „Ihr und ich wisst, was zu tun ist, und ich meine nicht das Marschieren und viel Lärm machen oder an Versammlungen teilnehmen.“ Er sprach von „Schweineblut“, das in Louisiana vergossen werden solle.

Als Reaktion auf den tödlichsten Tag für die Polizei in den Vereinigten Staaten seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verkürzt Präsident Barack Obama seine Europareise um einen Tag. Das Weiße Haus teilte mit, Obama werde zwar wie geplant am Samstag vom Nato-Gipfel in Warschau nach Madrid weiterreisen, seinen Aufenthalt in Spanien aber verkürzen und schon am Sonntag zurück in die Vereinigten Staaten fliegen, um dann zu Wochenbeginn nach Dallas zu reisen.

In mehreren Städten gingen Freitagabend erneut Tausende Menschen gegen Rassismus in der Polizei demonstriert. Die Kundgebungen, unter anderem in New York, Atlanta und Philadelphia, verliefen Medienberichten zufolge überwiegend friedlich. .

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verstärkt, so zum Beispiel aus New York. Landesweit wächst die Sorge, dass die Gewalt eskalieren könnte. Es gab von vielen Seiten Aufrufe zur Mäßigung und zum Zusammenrücken, sehr vernehmlich auch vonseiten schwarzer Bürgerrechtler. Ihr Tenor: Die Gewalt gegen Schwarze müsse beendet werden, aber die Lösung könne keinesfalls schwarze Gewalt gegen Polizisten sein.

Es ist zu erwarten, dass die Vorfälle eine große Rolle im amerikanischen Wahlkampf spielen werden. Die beiden voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton versuchten, sich in Stellungnahmen die Themen Ungleichheit, Armut und Gewalt zu eigen zu machen.

Trump, dem immer wieder rassistische Bemerkungen vorgeworfen werden, sagte, der Riss zwischen Schwarz und Weiß habe sich verschlimmert, jetzt sei die Zeit für Liebe, Gebete und Einigkeit. Clinton sagte, das Land müsse dringend wieder zusammenfinden. Dallas sei eine Tragödie, auch müsse die alltägliche Gewalt gegen Schwarze ein Ende haben.


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