Dallas-Polizeichef David Brown: Das Gesicht des Schocks

  10 Juli 2016    Gelesen: 618
Dallas-Polizeichef David Brown: Das Gesicht des Schocks
David Brown überbrachte die Nachrichten der Polizistenmorde in Dallas. Sie dürften den Polizeichef der Stadt an eine persönliche Tragödie erinnern: Vor sechs Jahren starb sein Sohn - ein Polizistenmörder.

Er sei das "Gesicht des landesweiten Schocks", schrieb die "New York Times". Als am Freitag die Morde von Dallas geschehen waren, trat David Brown vor die Kameras und überbrachte der Nation mehrmals die jüngsten traurigen Nachrichten. Langsam sprach er, ernst und emotional. Seit 2010 ist der 55-Jährige Chef der Polizei in der texanischen Stadt.

Fünf Polizisten hatte der Heckenschütze Micah Johnson erschossen. Und Brown sagte: "Wir sind verletzt. Unser Berufsstand ist verletzt. Die Polizisten in Dallas sind verletzt. Wir sind untröstlich." Es waren Worte, in denen Schmerz steckte. Und in denen offensichtlich auch eine ganz persönliche Tragödie ihren Widerhall fand.

Im Dienst erschossene Kollegen sind Teil von Browns eigener Biografie. Vor 28 Jahren wurde sein Partner getötet. Als Brown 2010 gerade seinen Chefposten angetreten hatte, musste er mitteilen, dass am Vatertag ein junger Polizist erschossen worden war. Der Mörder: Browns eigener Sohn. Der Junior, psychisch krank, tötete noch einen weiteren Menschen und starb schließlich nach einem Schusswechsel mit der Polizei.

"Meine Familie hat nicht nur einen Sohn verloren", sagte Brown damals. "Auch ein Kollege und ein Mitbürger haben ihr Leben verloren durch die Hände meines Sohnes." Der Schmerz reiche so tief, dass er ihn nicht ausdrücken könne. Manche rechneten damit, dass Brown zurücktrete, so berichtet es die BBC. Doch er kehrte nach einer Auszeit zurück.

Brown verfolgte eine Mission: das Verhältnis zwischen Einwohnern und Polizei zu verbessern. Er setzte auf Deeskalation, nicht auf die Demonstration von Stärke. Bei der Demo gegen Polizeigewalt, an deren Ende der Attentäter nun zuschlug, twitterte die Polizei Bilder, auf denen Cops und Protestler gemeinsam lachend zu sehen waren.

Brown legte sich mit Gewerkschaften an, weil er Beamte feuerte, die seiner Strategie nicht folgen wollten. Sie wurde unter dem Begriff "community policing" rasch landesweit bekannt.

Brown veröffentlichte die Namen von Beamten, die an Schusswechseln beteiligt waren. Und er freute sich über Erfolge: Vier Jahre nach seinem Amtsantritt war die Zahl der Beschwerden über gewalttätige Polizisten um 64 Prozent gesunken.

Die sicherste Stadt seit 86 Jahren sei Dallas in seiner Amtszeit geworden, sagte Brown. Und es wurmte ihn, so lässt sich ein Interview mit dem "Dallas Observer" aus dem Februar lesen, dass die Kriminalität in den vergangen Jahren doch wieder leicht anstieg.

Polizeireporter in Dallas, das berichtet die BBC, betonten nach den Schüssen von Dallas eine tragische Ironie: Der Schütze habe ausgerechnet die Polizeibehörde attackiert, die sich große Mühe gebe, den Zyklus von Gewalt zwischen Polizei und Bürgern zu durchbrechen.

David Brown wiederholte nach den Morden seine Bitte um gegenseitigen Respekt. "Alles, was ich weiß, ist dies: Das hier muss aufhören, diese Entzweiung zwischen unseren Bürgern und unserer Polizei."

Quelle: spiegel.de

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