Gefährliche Russenmafia setzt sich in Deutschland fest

  10 Juli 2016    Gelesen: 1087
Gefährliche Russenmafia setzt sich in Deutschland fest
BKA-Präsident Münch warnt: Organisierte Banden fallen auch bei Delikten wie Wohnungseinbrüchen auf. Die "Diebe im Gesetz" sind eine verschworene Bruderschaft mit Tausenden Mitgliedern in Deutschland.

Bei Mafia denken die meisten an Süditalien. Doch seit dem Fall des Eisernen Vorhangs erobern kriminelle Organisationen aus dem Osten die Welt. Auch Deutschland ist im Visier. "Die russisch-eurasische organisierte Kriminalität erleben wir als sehr dynamisch. Sie expandiert gerade in den Westen hinein", sagte BKA-Präsident Holger Münch.

Diese Mafia sei auch auf Deliktfeldern aktiv, bei denen man organisierte Kriminalität eher nicht vermute, etwa bei massenhaft verübten Wohnungseinbrüchen und Ladendiebstählen. "Damit hat sie ein enormes Schadenspotenzial", sagte Münch. Der Profit lasse sich an einem Beispiel hochrechnen: "In einem Fall wurde festgestellt, dass ein georgischer Ladendieb etwa 500 Euro am Tag erwirtschaftet hatte."

Damit ergäbe sich für 2015 allein bei Ladendiebstählen, die Tatverdächtige aus Georgien hierzulande begangen hätten, eine Schadenssumme von einer halben Milliarde Euro. Dies sei jedoch nur ein Teilausschnitt. "Man kann daher sicher von Schäden im Milliardenbereich sprechen", erklärte Münch.

Eine der gefährlichsten und geheimnisvollsten Gruppierungen dieser organisierten Kriminalität sind die sogenannten "Diebe im Gesetz". Inzwischen hat sich die verschworene Bruderschaft auch in der Bundesrepublik festgesetzt. Die "Diebe im Gesetz" wurden in Stalins Straf- und Arbeitslagern gegründet. Neben Russen gehören ihnen Abchasier, Georgier, Kaukasier und Turkmenen an – alles Ethnien des früheren Vielvölkerstaates Sowjetunion. In Deutschland brachte das BKA früher 20.000 bis 40.000 Personen mit dieser Organisation in Verbindung.

Aktuell spricht die Behörde von einer "fünfstelligen Zahl". Wegen des großen Dunkelfeldes seien nur Schätzungen möglich. Die Kriminellen hätten wie einst in der Sowjetunion mittlerweile auch in deutschen Gefängnissen starke Netzwerke gebildet. "Acht bis zehn Prozent der Insassen in deutschen Justizvollzugsanstalten sind russischsprachig oder russischstämmig, umgerechnet rund 5000 Personen", sagte Münch. Die Zahl zeige das große "Rekrutierungspotenzial", über das man in der Bundesrepublik verfüge. Aber nicht alle diese Inhaftierten sind "Diebe im Gesetz".

Münch fordert schnelle Ausweisung krimineller Asylbewerber

Besonders aus den Haftanstalten heraus würden systematisch Straftaten geplant, berichten Ermittler des BKA. Ein Gefängnisaufenthalt gelte keineswegs als Makel, sondern sei Teil der Karriereplanung. Die "Diebe im Gesetz" sind straff hierarchisch organisiert. Sie haben feste Regeln, schotten sich ab und unterhalten eine eigene Diebeskasse. Zu ihren Geschäftsfeldern zählen neben Einbrüchen und Diebstählen auch Prostitution, Schutzgelderpressung und Warenbetrug.

BKA-Präsident Münch zufolge handelt es sich bei einem Teil der Tatverdächtigen im Bereich dieser organisierten Kriminalität um Asylbewerber. "Gerade bei solchen Asylbewerbern, die das Asylrecht missbrauchen, um Straftaten zu begehen, muss dafür gesorgt werden, dass ihr Aufenthalt möglichst kurz ist beziehungsweise eine schnelle Ausweisung erfolgen kann", fordert Münch. Das BKA arbeite daher eng mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zusammen.

Quelle: welt.de

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