Hacker knacken Online-Banking

  21 Oktober 2015    Gelesen: 882
Hacker knacken Online-Banking
Millionen Deutsche benutzen beim Online-Banking mobile Tans. Das Verfahren gilt als sicher - bislang. Laut einem Bericht buchen nun Betrüger Zehntausende Euro von Konten ab. Betroffen sind nur Kunden mit Handyverträgen eines bestimmten Anbieters.
Kriminelle haben Dutzende Bankkunden, die ein als sicher erachtetes Online-Banking-Verfahren benutzen, um mehr als eine Millionen Euro betrogen. Von einzelnen Konten buchten die Betrüger Zehntausende Euro ab, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.

Betroffen sind Bankkunden, die auch Kunden der Deutschen Telekom sind und beim Online-Banking mobile Transaktionsnummern (mTan) benutzen. Dabei bekommt der Kunde, der am Computer eine Überweisung ausführen will, eine mTan auf sein Handy geschickt. Das Verfahren wurde vor vier Jahren eingeführt und galt als sicher, da zwei voneinander unabhängige Systeme nötig sind: Computer und Handy. Schon im Herbst 2013 und im Sommer 2014 gab es zwei Betrugswellen. Danach bekamen Banken und Mobilfunkbetreiber das Problem in den Griff.

"Die Täter haben ihre Methoden zum Betrug mit mTan weiter verfeinert", sagt eine Sprecherin der Telekom. Ihre Zahl liege "im mittleren zweistelligen Bereich". Von anderen Mobilfunkanbietern sind bislang keine Fälle bekannt.

Täter geben sich als Shop-Mitarbeiter aus

Auf der Seite der Banken sind verschiedene Institute betroffen. Erster Schritt der Betrüger ist, sich mit einer Spähsoftware in den Computer des Bankkunden einzuhacken. Dort kundschaften sie den Zugang zum Online-Konto samt Passwort aus. Gleichzeitig beschaffen sie sich die Mobilnummer des Kunden.

Mit diesen Daten geben sich die Täter gegenüber der Telekom als Mitarbeiter eines Mobilfunk-Shops aus. Sie melden den angeblichen Verlust der Sim-Karte eines Kunden und teilen mit, eine Ersatz-Karte aktivieren zu wollen. So können sie die mTan auf das eigene Handy bekommen und die betrügerischen Überweisungen veranlassen. Die Telekom teilt mit, sie habe mittlerweile ihre "Maßnahmen zur Händleridentifikation verschärft".

Laut SZ wurden bei einem Postbank-Kunden vor zwei Wochen mehr als 30.000 Euro abgebucht. Die Täter übertrugen zunächst in drei einzelnen Vorgängen hohe Beträge vom Tagesgeld- auf das Girokonto des Mannes. Dann überwiesen sie das Geld in neun unterschiedlich hohen Buchungen auf verschiedene Konten. So umgingen sie das Limit, das der Kunde für Überweisungen festgelegt hatte.

Banken erstatten Schade

Die Masche der Täter, sich als Händler auszugeben, ist laut SZ neu. Bei den vorherigen Betrugswellen bestellten die Betrüger bei Mobilfunkanbietern im Namen der Kunden eine zweite Sim-Karte. Daraufhin verschärften diese die Identifizierung. So müssen Kunden einen Personalausweis vorlegen, wenn sie in einem Shop eine neue Sim-Karte verlangen. Per Telefon ist ein vorher festgelegtes Passwort nötig.

Die neuen Sicherheitsmaßnahmen der Telekom greifen erst seit wenigen Tagen. Ihrer Ansicht nach dürfte der Betrug nun nicht mehr möglich sein. Die Postbank teilte mit, dass der beschriebene Fall der einzige sei, der ihr derzeit vorliege. "Wir werden die Erstattung des Schadens kurzfristig einleiten", sagte ein Sprecher. Auch in früheren Betrugsfällen mit mTan bekamen die geschädigten Kunden nach Kenntnis der SZ ihr Geld stets ersetzt.

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