Mehr als 200 Ermittler werteten den SMS-Verkehr des Mannes aus, der am Donnerstagabend in der südfranzösischen Stadt mit einem Kühllastwagen in eine Menschenmenge gerast war und von der Polizei am Steuer erschossen wurde.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Lieferwagenfahrer die Bluttat an der Côte d`Azur sorgfältig geplant. Den Miet-Truck, den er als Mordinstrument verwendete, habe er bereits am 4. Juli reserviert und am 11. Juli abgeholt, hieß es unter Berufung auf Ermittlerkreise. Am Dienstag und Mittwoch (12. und 13. Juli) habe er den Tatort erkundet.
Täter verlangte per SMS nach "mehr Waffen"
Unter den Festgenommenen ist auch ein albanisches Ehepaar. Der Mann soll dem Tunesier eine Pistole Kaliber 7.65 besorgt haben, mit der dieser auf Polizisten schoss, bevor diese ihn erschossen. In einer kurz vor der Tat am Abend des französischen Nationalfeiertags verschickten SMS soll der Attentäter weitere Waffen verlangt haben.
Am Sonntagabend nahmen mehr als 1000 Menschen in Paris an einem Gedenkgottesdienst in der Kathedrale Notre-Dame teil.
Am Montagmorgen (09.00 Uhr) kommt Frankreichs Präsident François Hollande in Paris zu Beratungen mit seinem Sicherheitskabinett zusammen. Um 12.00 Uhr ist eine landesweite Schweigeminute geplant.
Die Zahl der Toten könnte noch steigen. Denn am Sonntag schwebten immer noch 18 der mehr als 300 Verletzten in Lebensgefahr.
Valls: Terrorismus wird Alltag in Frankreich bestimmen
Der französische Premierminister Manuel Valls warnte, dass der Terrorismus für lange Zeit den Alltag des Landes bestimmen werde. Der Islamische Staat (IS) wolle die westlichen Demokratien zerstören, sagte er in einem Interview der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".
Über das Wochenende hatte sich deutlich ein islamistischer Hintergrund der Tat abgezeichnet, nachdem Lahouaiej-Bouhlel zunächst als unreligiös beschrieben worden war. Die Vernehmungen mehrerer der Festgenommenen deuteten darauf hin, dass der Mann sich seit recht kurzer Zeit dem radikalen Islam zugewandt habe. Er habe auch aufgehört, Alkohol zu trinken, berichtete die Zeitung "Le Parisien". Nach anderen Medienberichten leerte er kurz vor der Tat sein Konto und schickte 100.000 Euro an seine Familie in Tunesien.
Bei Polizei und Geheimdienst war der Tunesier nicht als Islamist aktenkundig geworden. Die der Terrormiliz Islamischer Staat nahestehende Nachrichtenagentur Amak bezeichnete ihn am Samstag aber als "Soldat" des IS.
Papst Franziskus will nach einem Medienbericht die Angehörigen der Opfer des Anschlags von Nizza treffen. Dies sagte der Präsident der Organisation "Französisch-Italienische Freundschaft", Paolo Celi, am Sonntag der Nachrichtenagentur Ansa. Eine offizielle Bestätigung des Vatikans gab es zunächst nicht. Nach dem Angelusgebet am Sonntag hatte Franziskus auf dem Petersplatz der Opfer gedacht.
Unter den Opfern von Nizza sind auch etliche Ausländer. Unklar war bis zum Sonntag das Schicksal der drei vermissten Berlinerinnen. Das Auswärtige Amt hatte am Freitagabend nur bestätigt, dass unter den Verletzten eine Deutsche sei, ging aber generell davon aus, dass sich Deutsche unter den Todesopfern befinden. Berlin gedenkt an diesem Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Anschlags.
Quelle : welt.de
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