Nach Putschversuch: Türkischer Aktienmarkt bricht ein
Der Putschversuch in der Türkei hat an den Finanzmärkten des Landes für Verunsicherung gesorgt. An der Börse in Istanbul sanken am Montag die Kurse, zugleich stiegen die Risikoaufschläge für türkische Staatsanleihen. Nun schauen alle auf die Reaktion der Notenbank, die am Dienstag über ihre künftige Geldpolitik entscheiden wird.
Der Index der 100 größten Werte der Istanbuler Börse rutschte bis zum Mittag um mehr als fünf Prozent ins Minus. Betroffen waren alle Branchen. Einzig die Papiere des Medienkonzerns Dogan Sirketler Grubu konnten deutlich zulegen. Seine Tochtergesellschaft besitzt die vier türkischen Tageszeitungen Hürriyet, Radikal, Posta und Fanatik.
Auch die Aktien westeuropäischer Reiseveranstalter reagiert mit Kursverlusten. Die Papiere von Tui und Thomas Cook Chart zeigengaben jeweils um mehr als zwei Prozent nach.
Der Devisenmarkt hatte bereits am Freitagabend auf den Putschversuch reagiert. Der Kurs der türkischen Lira war im Vergleich zum Dollar um fünf Prozent abgestürzt. Am Montag erholte sich die Währung allerdings etwas und machte einen Teil der Verluste wieder wett.
Die Rendite für auf türkische Lira lautende Staatsanleihen stiegen um einen halben Prozentpunkt auf 9,4 Prozent. Die Investoren verlangen also höhere Renditen, weil das Risiko ihrer Meinung größer geworden ist. Auch die Prämien für Ausfallversicherungen auf türkische Anleihen stiegen.
"Das Land wird künftig voraussichtlich einen höheren Risikoaufschlag bei ausländischen Gläubigern zahlen müssen", sagt Jana Meier von der Bank HSBC Trinkaus. Im Gegenzug waren als sicher geltende Papiere europäischer Staaten wie Deutschland gefragt.
Jenseits der Reaktionen an den Finanzmärkten sehen Experten die gesamte türkische Wirtschaft durch den Putschversuch getroffen. Ein ohnehin schon schwacher Tourismus dürfte zusätzlich leiden, analysierten die Experten der italienischen Bank Unicredit. Das Wachstum dürfte sich demnach im dritten Quartal verlangsamen. HSBC-Analystin Meier hält sogar eine Schrumpfung für denkbar.
Quelle: spiegel.de