"Kurzfristig scheint die Gefahr von weiteren Kämpfen gebannt", schrieb Commerzbank-Analyst Tatha Ghose in einem Kommentar. Es bleibe aber die Frage, wie sich die Verhaftungswelle unter Regierungskritikern langfristig auswirken werde. "In den kommenden Tagen ist vermehrt mit Vorschlägen zu Verfassungsänderungen oder gar Ankündigungen von Neuwahlen zu rechnen."
Tourismus-Aktien deutlich belastet
Besonders hart traf es an der Börse Luftfahrtwerte wie Turkish Airlines oder den Billig-Flieger Pegasus, deren Aktien bis zu 6,5 Prozent verloren. In ihrem Sog gaben die in London notierten Touristik-Konzerne Tui und Thomas Cook bis zu 6,1 Prozent nach. Aktien der beiden türkischen Flughafen-Dienstleister Celebi und TAV büßten jeweils 6,6 Prozent ein.
Am Anleihemarkt trieben Verkäufe die Rendite der bis 2036 laufenden türkischen Dollar-Bonds auf bis zu 5,052 von 4,882 Prozent. Gleichzeitig verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 16.000 auf 241.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit.
Lira macht die Hälfte der Verluste wieder wett
Am Devisenmarkt konnte anders als am Aktienmarkt bereits am Freitag eine Reaktion erfolgen. Die Lira sauste gegen den Dollar am Freitag um rund 5 Prozent abwärts, hat aber mittlerweile gut die Hälfte der Verluste wieder aufgeholt. Der Dollar stand zuletzt bei 2,9550 Lira, nach etwa 2,90 vor Putschbeginn und 3,04 zum Freitagshoch - zugleich ein historisches Tief der Lira.
"Die Ereignisse am Freitag kamen für die Märkte völlig unerwartet", sagte Chefvolkswirt Inan Demir von Finansbank. Die Überraschung erkläre die starke Reaktion der Lira. Nachdem nun zumindest ein Anschein von Normalität zurückgekehrt sei, sei wieder mit moderateren Bewegungen am Markt zur rechnen. Ein wichtiger Termin sei nun das Treffen des Geldpolitischen Ausschusses der Notenbank am Dienstag.
Am Sonntag hatte die Zentralbank gesagt, alle Maßnahmen zu treffen, um die Finanzstabilität zu wahren und die nötige Liquidität zu garantieren. "Unter normalen Umständen hätten wir mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte gerechnet", sagt Garanti Securities. Doch angesichts der jüngsten Umstände könnte die Notenbank diesen Schritt verschieben, vermutet das Institut.
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