DFB will seine Talente anders fördern

  19 Juli 2016    Gelesen: 889
DFB will seine Talente anders fördern
Lernen fürs Fußballer-Leben: Die U19-Junioren haben bei der Heim-EM die Alles-oder-Nichts-Prüfung beim 3:0 gegen Österreich bestanden und spielen um die Teilnahme an der U20-WM 2017. Dennoch will der DFB die Nachwuchsförderung verändern.
Nach dem souveränen 3:0 (0:0) gegen Österreich war die Erleichterung groß im Team der deutschen U19-Fußballer. "Wir standen defensiv sehr gut und haben vorne die Dinger reingemacht", sagte Mittelfeldorganisator Benjamin Henrichs vom TSV Bayer 04 Leverkusen - letztendlich versöhnte der Auftritt zum Vorrunden-Ende bei der Europameisterschaft in Baden-Württemberg. Hatte die U19 des DFB beim Auftakt gegen Italien (0:1) in der Chancenverwertung gepatzt und gegen Portugal (3:4) in der Abwehr Schwächen gezeigt, so stimmte am Sonntag im Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche endlich der Gesamtauftritt.

Das Turnier sei zwar nicht so gelaufen, "wie wir das erwartet haben", räumte Sportdirektor Hans-Dieter Flick ein. Schließlich sollte das Team mindestens das Halbfinale oder mehr erreichen. Dennoch war auch der frühere Assistent von Bundestrainer Joachim Löw nach den Toren von Phil Neumann (50. Minute), Cedric Teuchert (52.) und Gökhan Gül (86.) froh, dass der Nachwuchs durch den ersten Sieg als Dritter der Gruppe A nun zumindest die Chance hat, das letzte europäische Ticket für die U20-WM 2017 in Südkorea zu lösen. Turniererfahrung, das betonte U19-Trainer Guido Streichsbier, sei für die jungen Fußballer enorm wichtig. Um das "Minimalziel" zu erreichen, muss der Europameister von 2008 und 2014 in der Playoff-Partie in Sandhausen am Donnerstag ab 19 Uhr den Dritten der Gruppe B schlagen.

"Die Effizienz muss bei uns besser werden"

Auch Flick weiß, dass Nationen wie Frankreich und England, der Sieger der Gruppe B, in der Ausbildung ihrer Talente aufgeholt haben. Zwar rücken weiterhin Hochbegabte wie Schalkes Leroy Sané, der Dortmunder Julian Weigl oder Leverkusens Julian Brandt nach. Doch gerade das A-Nationalteam, das im EM-Halbfinale Frankreich unterlag, hat gezeigt, dass auf der Mittelstürmerposition und bei den Außenverteidigern Nachholbedarf besteht - auch wenn der 19-jährige Jannes Horn vom VfL Wolfsburg gegen Österreich hinten links stark aufspielte und alle drei Tore vorbereitete. "Die Effizienz muss bei uns besser werden, daran wollen wir arbeiten", sagte Flick.

Er fordert, künftig im Nachwuchsbereich positionsbezogener zu trainieren und individueller zu fördern. Die wichtigste Frage sei: "Wie kann man Spieler besser machen, wie kann man Positionen besser ausfüllen, wie kann man Talente auf diesen Positionen besser heranführen?" Zudem solle, zumindest in einem frühen Alter, nicht das Ergebnis, sondern die Entwicklung im Vordergrund stehen. Das ändert nichts daran, dass Talente besonders von solchen Alles-oder-Nichts-Spielen wie gegen Österreich profitieren. "Ich finde, diese Turniererfahrung ist wichtig - so eine Situation zu erleben und sich zu stellen", sagte Streichsbier. "Wenn man einmal etwas schafft, dann weiß man, dass es auch wieder so gehen kann." Man könnte auch sagen: Lernen fürs Fußballer-Leben.

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