Altersarmut: Halbe Million Senioren sind auf Grundsicherung angewiesen

  18 September 2015    Gelesen: 1030
Altersarmut: Halbe Million Senioren sind auf Grundsicherung angewiesen
Von ihrer Rente allein können Hunderttausende Senioren in Deutschland nicht leben. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sind so viele wie nie zuvor auf Minijobs oder Grundsicherung angewiesen - und die Zahl der Bedürftigen soll rasant steigen.

Immer mehr Menschen in Deutschland sind zusätzlich zu Einkommen oder Rente auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Vor allem ältere Menschen brauchen diese Sozialhilfe: Im März 2015 waren es rund 512.000 Senioren. Darunter waren besonders viele Frauen in Westdeutschland - ihre Rentenansprüche reichen nicht aus.

Künftig werde die Altersarmut im Osten deutlich zunehmen, prognostizierte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, Ulrike Mascher. "Es rollt eine Lawine der Altersarmut auf uns zu", warnte auch der Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider. "In den nächsten 10 bis 15 Jahren werden immer mehr Menschen ohne hinreichende Rentenansprüche das Rentenalter erreichen."
Grundsicherung können Menschen im Rentenalter bekommen, aber auch jüngere Erwachsene, deren Erwerbsfähigkeit dauerhaft gemindert ist. Der festgelegte Bedarf betrug im März 2015 durchschnittlich 758 Euro brutto pro Monat. Netto waren es im Schnitt jedoch nur 460 Euro, weil das Einkommen zum Teil angerechnet und abgezogen wird.

Insgesamt bezogen im ersten Quartal 2015 1,004 bis 1,009 Millionen Menschen diese staatliche Unterstützung. Ende 2014 waren es 1,002 Millionen - der höchste Stand seit Beginn der Statistik 2003.

Die exakten Zahlen für die ersten drei Monate des laufenden Jahres konnte die Behörde noch nicht nennen, da wegen eines Softwarefehlers bei einigen Meldestellen insgesamt nur rund 995.000 Empfänger angegeben worden waren. Das sind schätzungsweise 10.000 bis 15.000 zu wenig, wie die Statistiker errechneten. Bislang war die Grundsicherung jährlich von den statistischen Landesämtern erfasst worden, seit Jahresanfang wird sie vierteljährlich zentral vom Bundesamt erhoben.

Minijob statt Hilfe vom Staat

61 Prozent der Bezieher von Grundsicherung im Alter waren laut Zahlen aus dem März 2015 Frauen. In den alten Bundesländern waren 34 von 1000 Frauen und 28 von 1000 Männern auf das Geld angewiesen. In den neuen Ländern - einschließlich Berlin - erhielten sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen im Rentenalter jeweils 19 von 1000 diese Unterstützung.

"Die Zahlen der Grundsicherung verdecken ein bisschen die tatsächliche Situation", sagte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, Ulrike Mascher. Denn immer mehr Menschen über 65 übernähmen einen Minijob, um der Grundsicherung zu entkommen. "Viele alte Frauen scheuen sich auch, Grundsicherung zu beantragen, oder haben Sorge, dass ihre Kinder herangezogen werden." Probleme mit Mietzahlungen seien dann oft der Auslöser, doch die staatliche Leistung zu beantragen.

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