Innerhalb einer Woche gab der Preis damit um 6 Prozent nach. Die amerikanische WTI-Sorte wurde mit 43,12 Dollar je Barrel gehandelt. Der Ölpreis hatte sein Jahreshoch am 9. Juni mit 53,30 Dollar je Barrel Brent beziehungsweise 51,67 Dollar je Barrel WTI erreicht. Im Tief war der Brent-Preis im Januar bis auf 31,33 Dollar gefallen, WTI kostete im Februar sogar nur 26 Dollar.
„Die Marktstimmung ist angeschlagen“, lautet der Befund der Rohstoffanalysten der Commerzbank. Die Finanzanleger zögen sich weiter aus dem Ölmarkt zurück und verstärkten so den Abgabedruck. Nach Angaben der Commerzbank-Analysten sind die spekulativen Kaufpositionen, also die Wetten auf einen weiteren Preisanstieg, zuletzt an der amerikanischen Rohstoffterminbörse CFTC deutlich abgebaut worden.
Analysten rechnen mit deutlich langsameren Anstieg
Die Zahl dieser Long-Positionen fiel auf das niedrigste Niveau seit Anfang März. Sollte der Ölpreis für die Nordseesorte Brent nachhaltig unter 45 Dollar je Barrel fallen, erwarten die Commerzbank-Analysten einen beschleunigten Preisrückgang.
Anlass für weitere spekulative Verkäufe könnten dann die aktuellen Zahlen zu den aktiven Ölbohrungen in den Vereinigten Staaten geben. Diese seien nach den Daten des Öldienstleisters Baker Hughes in der vergangenen Woche zum vierten Mal in Folge gestiegen.
Jedoch warnen die Commerzbank-Analysten davor, daraus auf einen Anstieg der amerikanischen Ölproduktion zu schließen. Dies sei verfrüht. Die Bohraktivität befinde sich mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Ende März, aber noch immer um 30 Prozent unter dem Niveau zu Jahresbeginn.
Allerdings machen die Analysten der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley gegenwärtig Anzeichen für ein Überangebot am Weltmarkt für Öl aus. Diese Lage könne bis zum kommenden Jahr andauern. Die Morgan-Stanley-Analysten verweisen auf einige besorgniserregende Entwicklungen in den vergangenen Monaten.
Vor allem die Benzinproduktion in den Raffinerien ist ihrer Ansicht nach zu hoch gewesen. Die Raffinerien müssten ihre Kapazitätsauslastung verringern, um die Preise zu stabilisieren und damit ihre Gewinnmargen zu verteidigen. Deshalb würden sie ihre Nachfrage nach Rohöl drosseln, was den Preis weiter drücken werde.
Die Fachleute der britischen Bank Barclays rechnen im dritten Quartal mit einem deutlich langsameren Anstieg der Ölnachfrage, was sie mit dem schwachen Wirtschaftswachstum begründen. Die Unterstützung aus den Industrieländern schwinde, und auch die Konjunktur in wichtigen Schwellenländern wie China oder Indien lasse nach.
Etwas gelassener bewerten die Experten der Beratungsgesellschaft Energy Aspects die Preisrückgänge. Ihrer Ansicht nach zeigt der Markt Anzeichen einer Normalisierung in der Anpassung des Angebots an die Nachfrage.
Der Markt für Rohöl sei inzwischen widerstandsfähiger gegenüber einer geringeren Nachfrage der Raffinerien. Das bedeute aber nicht, dass die Anpassung zu Ende oder kurz davor sei, aber die Bewegungen normalisierten sich.
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