Auch in Sachen Nachwuchs denken und handeln die Bayern inzwischen global. Die Ziele unter Carlo Ancelotti, dem neuen Trainer, neben dem Erfolg mit den Profis: weltweit Talente finden. Und noch wichtiger: Endlich wieder mehr Talente in den Profikader integrieren, besonders gern Deutsche, ganz besonders gern Bayern.
Während Luke und Jack in München trainieren, erleben die etwas älteren Talente des Meisters in den USA ihr großes Abenteuer. Drei Jugendspieler und acht Spieler aus der U21 reisen derzeit mit der ersten Mannschaft durch Nordamerika, es ist eine Mischung aus Trainingslager und PR-Trip, die vergangenen Tage verbrachten sie mit Kapitän Philipp Lahm und Offensivstar Franck Ribéry in Chicago.
Derzeit füllen die "jungen Wilden" den Kader auf, weil die EM-Teilnehmer bis auf David Alaba noch Urlaub haben. Doch ihre Teilnahme an der US-Tour soll auch ein Zeichen sein, und langfristig sollen die Talente nicht nur in Testspielen zum Einsatz kommen.
Große Hoffnungen ruhen beim FC Bayern auf Fabian Benko
In der Offensive setzen die Bayern große Hoffnungen auf Fabian Benko. Der 18-Jährige durfte bereits unter Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola mehrmals mit den Profis trainieren und lässt sich von dem ehemaligen FCB-Sportdirektor Christian Nerlinger beraten. Der Sohn kroatischer Eltern spielt in der zweiten Mannschaft eine entscheidende Rolle, kann vor allem im offensiven Mittelfeld und auf den Außenbahnen seine Stärken einbringen. Die englische Zeitung "The Guardian" zählt ihn zu den weltweit besten 50 des Jahrgangs 1998.
Ebenfalls überzeugt ist Ancelotti von Erdal Öztürk. Der 20-Jährige erzielte beim 1:0 im Test gegen Manchester City in der Vorwoche das Tor. Er spielt erst seit diesem Sommer für die Münchner, zuvor war er für die TSG 1899 Hoffenheim aufgelaufen.
Dass die Bayern besonders auf ihren Nachwuchs schauen, liegt nicht nur an dem Mangel an Erfolgen der Jugendteams in den vergangenen Jahren. Sondern auch an der Lizenzordnung der Deutschen Fußball Liga. Diese schreibt vor, dass jeder Klub mindestens zwölf deutsche Lizenzspieler im Aufgebot haben muss. Minimum vier Spieler müssen im Alter von 15 bis 21 Jahren mindestens drei Jahre im Verein ausgebildet worden sein, dies ist die Local-Player-Regelung. Diese Regel soll zur Nachwuchsförderung beitragen.
Xabi Alonso und Arturo Vidal als große Vorbilder
Nach den Abgängen von Sebastian Rode, Serdar Tasci, Mario Götze und Patrick Weihrauch kommen die Bayern ohne die Jungen auf elf deutsche Spieler. Seit dieser Spielzeit ist auch deswegen Niklas Dorsch Profi, der 18-Jährige durfte unter Guardiola bereits mit ins Wintertrainingslager nach Katar, Weltmeister Thomas Müller nennt ihn "Dorschi".
Talent Dorsch ließ sich im vergangenen Jahr ein Tattoo auf seinen linken Oberarm stechen: "Today I will do what others won`t ... So tomorrow I can do what others can`t". Der Mittelfeldspieler versucht, sich taktisch und spielerisch besonders von Xabi Alonso und Arturo Vidal viel abzuschauen; der Chilene Vidal ist nach seinem Urlaub in den USA zur Mannschaft gestoßen.
Dorsch gewann 2015 hinter Felix Passlack, Borussia Dortmunds Supertalent, als zweitbester U17-Spieler die Fritz-Walter-Medaille, sein Vorbild ist Toni Kroos, der es von den Bayern zu Real Madrid schaffte. Die Trainer schätzen vor allem seine Dribblings und seine Torgefahr. Dorsch stünden alle Türen offen, heißt es im Verein. Der Klub hat ihm einen Vertrag bis 2018 gegeben, Dorsch lässt sich von Roman Rummenigge vertreten, dem Sohn des Klubchefs Karl-Heinz Rummenigge.
Christian Früchtl ist sogar erst 16 Jahre. 1,93 Meter groß, Schuhgröße 50. Auch er durfte unter Guardiola im Winter mit nach Doha, der Bayer gilt als eines der vielversprechendsten Torwarttalente und hat ebenfalls einen Profivertrag erhalten. Zum Vertragsabschluss kam sogar Ex-Klubpräsident Uli Hoeneß, der sich seit seiner Zeit in der Haft besonders um den Klubnachwuchs kümmert.
Der Test gegen Inter Mailand wird für viele zur Nagelprobe
Als Defensivspieler hat Ancelotti den 19-jährigen Tim Häußler mit nach Amerika genommen. Der Berliner ist im Sommer von Energie Cottbus nach München gewechselt und kommt auf der linken Seite zum Einsatz.
Ebenfalls dabei sind der 20-jährige Milos Pantovic, 1,85 Meter großer Stürmer der serbischen U21, Mario Crnicki, 18-jähriger Angreifer aus der U19 des Klubs, und Timothy Tillmann, 17-jähriger Mittelfeldspieler der U19. Und auch der 21-jährige US-Nationalspieler Julian Green, der seit Jahren auf seinen Durchbruch bei den Bayern hofft, bekommt derzeit noch mal bei den Profis seine Chance.
Sie alle könnten dieser Tagen ihren großen Auftritt haben: In Charlotte trifft der FC Bayern im Test auf Inter Mailand, am Donnerstag der kommenden Woche spielt er in New Jersey gegen Real Madrid.
Quelle : welt.de
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