Die Gründe für den Einbruch sind vielfältig. Ende Juni starben 45 Menschen bei Angriffen auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul. Auch Urlauber waren dieses Jahr bereits Opfer von Anschlägen, so etwa eine deutsche Reisegruppe im Januar.
Im Juli kamen beim Putschversuch von Teilen des Militärs Hunderte Menschen ums Leben. Seitdem gilt der Ausnahmezustand, und die Regierung geht mit Härte gegen Kritiker vor. Zuletzt ließ Präsident Erdogan Dutzende Zeitungen, Magazine, Rundfunk- und Fernsehsender schließen. Und auch Beamte im türkischen Außenministerium verloren nun ihre Jobs.
Die Folgen des Putschversuchs machen zum Beispiel dem Reisekonzern Thomas Cook zu schaffen. Dieser strich am Donnerstag sein Gewinnziel zusammen. Der operative Gewinn im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr werde nur noch 300 Millionen Pfund (357 Millionen Euro) erreichen. Bislang waren bis zu 335 Millionen Pfund in Aussicht gestellt worden.
Für die Sommersaison verzeichnet das in Deutschland unter den Marken Neckermann und Öger bekannte Unternehmen bisher fünf Prozent weniger Buchungen als im Vorjahr. In Deutschland beträgt der Rückgang sogar sechs Prozent. Das Reiseangebot für die Türkei hat Thomas Cook inzwischen verringert, nun setzt es auf Spanien, Griechenland, Bulgarien, Kuba und die USA.
Die Fluggesellschaften Lufthansa und Easyjet hatten bereits vergangene Woche von Problemen in Folge der jüngsten Attentate sowie der politischen Instabilität in der Türkei und im Nahen Osten berichtet.
Nach der Verhängung des Ausnahmezustands in der vergangenen Woche hatte das Auswärtige Amt Türkei-Urlauber zu "äußerster Vorsicht" aufgerufen, insbesondere bei Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen in Ankara und Istanbul. Man sollte immer ein gültiges Ausweisdokument dabei haben. "Ausgangssperren können nun überall kurzfristig verhängt und allgemeine Personenkontrollen jederzeit durchgeführt werden", hieß es in dem Reisehinweis.
Immer weniger Touristen
Außerdem ist das Verhältnis der Türkei mit Russland weiter angespannt. Von dort kamen in den ersten sechs Monaten 87 Prozent weniger Reisende in die Türkei. Allerdings deutet sich eine Entspannung der türkisch-russischen Beziehungen an, was sich auch positiv auf den türkischen Tourismussektor auswirken dürfte.
Seit Monaten sinken die Besucherzahlen in der Türkei. Im Mai hatte das Minus bereits knapp 35 Prozent betragen.
Die Hoteliers, Sonnenliegenvermieter und Souvenirhändler an der türkischen Riviera verzweifeln inzwischen an dem Besucherrückgang. Sie verdienen kaum noch Geld, einige von ihnen denken bereits ans Aufgeben, wie in dieser Reportage von vor Ort zu lesen ist.
Quelle : spiegel.de
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