Die Befrager hatten im Juni 1228 Eltern in Deutschland interviewt. So sagen 19 Prozent der Mütter und 20 Prozent der Väter, dass sie keine Kinder mehr bekommen wollen würden, wenn sie sich noch einmal entscheiden könnten.
Als Hauptgründe nennen sie zu wenig Betreuungsmöglichkeiten, eingeschränkte persönliche Entfaltung und Schwierigkeiten beim beruflichen Aufstieg. Das ändert allerdings nicht daran, dass die Eltern ihre Kinder trotzdem lieben. 97 Prozent stimmten dem zu.
Erinnerung an "Regretting Motherhood"
Diese Erkenntnis weckt nicht zuletzt wegen des Titels "Regretting Parenthood" ("Elternschaft bereuen") Erinnerungen an die Interviews der israelischen Soziologin Orna Donath. Unter dem Titel "Regretting Motherhood" (Mutterschaft bereuen) hatte sie in einer kleinen Studie 23 Mütter vorgestellt, die ihre Söhne und Töchter lieben, aber ihre Mutterschaft bereuen. Seither streiten sich unter dem Hashtag #regrettingmotherhood Menschen überall in der Welt ausführlich über das Thema. Auch in den Medien wurde dieser Widerspruch emotional diskutiert.
Dass es aber nicht nur Müttern so geht, dass sie ihre Kinder lieben, sich jedoch trotzdem gegen ein Kind entscheiden würden, zeigt die Umfrage aus Deutschland. Zweifel am "Projekt Kind" haben vor allem Mütter und Väter, die nicht mehr zusammenleben, ein geringes Einkommen haben oder wenig Hilfe von Familie oder Freunden bei der Kinderbetreuung bekommen. Viele arbeiten in Teilzeit oder haben ihren Job wegen ihrer Kinder an den Nagel gehängt.
Viele Eltern sind ambivalent
Doch nicht alle bereuten die Entscheidung für ein Kind komplett, schränkt Studienleiter Holger Geißler ein. "Das ist nur ein Teil. Andere sind eher ambivalent und können dem Familienleben auch positive Seiten abgewinnen."
Den Wert von einem Fünftel frustrierter Eltern – Männer gleichermaßen wie Frauen – hält Geißler für sehr realistisch. So seien statistisch gesehen zum Beispiel 20,3 Prozent aller Eltern in Deutschland heute alleinerziehend.
Fast drei Viertel (73 Prozent) der befragten Mütter und Väter würden sich dagegen sofort wieder für Kinder entscheiden. Ihre Elternschaft bereitet den meisten große Genugtuung. Darunter sind etwas häufiger Männer als Frauen. Für die meisten war der Nachwuchs ein Wunschkind, sie waren weder getrennt noch geschieden und arbeiteten oft in Vollzeit.
Ein reines Zuckerschlecken ist Kindererziehung trotzdem nicht. Rund die Hälfte aller befragten Eltern (52 Prozent) gibt an, dass Kinder zumindest manchmal eine Einschränkung in der persönlichen Freiheit bedeuten. Darunter sind eher Mütter als Väter – und auch mehr Alleinerziehende. Und fast die Hälfte (44 Prozent) der Interviewten denkt manchmal, dass sie sich für die Familie aufopfern.
Vor allem Mütter sehen Aufstieg im Job gefährdet
Mit Blick auf den Job gibt es einen deutlichen Unterschied: 44 Prozent der Mütter, aber nur 20 Prozent der Väter sehen durch Kinder eine negative Auswirkung auf ihren beruflichen Aufstieg.
Mehr Einigkeit herrscht bei der Frage, ob die Gesellschaft von Müttern eher einen Verzicht auf Karriere erwartet. Das glauben 54 Prozent der Frauen und 46 Prozent der Männer. Die größte Übereinstimmung gibt es bei der Frage nach Kinderbetreuung. Hier sehen fast zwei Drittel (64 Prozent) aller Befragten Nachholbedarf.
Quelle : welt.de
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